»Museen sind oder sollten sein lebendige Organismen, fähig, sich zu wandeln, zu
wachsen, zu sprechen in einer Sprache, die dem Lebenden immer verständlich sein muß.«
Hanna Stirnemann, 1932
»Eine Frau als Museumsdirektorin«, meldete die Zeitschrift »Die Frau« im Mai 1930 den Durchbruch der Kunsthistorikerin Hanna Stirnemann in eine bis dato fest gefügte Männerdomäne. Die Neuerscheinung stellt erstmals das faszinierende Leben der Kunsthistorikerin Hanna Hofmann-Stirnemann (1899–1996) vor, die in Oldenburg erste Berufserfahrungen sammelte, bevor sie 1929 das Heimatmuseum im thüringischen Greiz einrichtete und in Jena zur ersten Museumsdirektorin der Weimarer Republik wurde.
Nach erfolgreichen Jahren, in denen sie das Stadtmuseum Jena modernisierte und im Jenaer Kunstverein vor allem das Schaffen von Künstlerinnen präsentierte, wurde Hanna Stirnemann 1935 von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen und zog sich – gemeinsam mit ihrem Mann, dem Bauhäusler Otto Hofmann – ins Privatleben zurück.
Politisch ›unbelastet‹ wurde sie 1945 zunächst zur Bürgermeisterin von Hainichen, 1946 Direktorin des Schlossmuseums Rudolstadt und Landesmuseumspflegerin von Thüringen, bis sie 1950 vor den Repressionen des DDR-Regimes nach West-Berlin floh, wo sie für den Werkbund tätig wurde.
Die auf der Grundlage von jahrelangen Archivrecherchen erarbeitete Biografie der unbeugsamen Kunsthistorikerin und Pionierin ihres Berufsstandes wurde von der Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert und zeichnet erstmals den Lebensweg Hofmann-Stirnemanns in verschiedenen politischen Systemen nach. Sie dokumentiert die Leistungen der Kunsthistorikerin und Museumsdirektorin als Pionierin in ihrem Berufsfeld und ihr kompromissloses Engagement für die Kunst und das Kunstgewerbe ihrer Gegenwart und insbesondere von Frauen.
Autoren:
Die Kunsthistorikerin Dr. Gloria Köpnick ist – nach Stationen als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Landesmuseum Oldenburg und den Staatlichen Museen Berlin sowie als Museumsdirektorin des Museum Lyonel Feininger Quedlinburg – seit 2023 PostDoc-Stipendiatin der Gerda Henkel Stiftung. Zu den Arbeits- und Forschungsschwerpunkten der Kuratorin und Autorin zählen die Kunst der Klassischen Moderne sowie die Kulturgeschichte der Weimarer Republik und der frühen Nachkriegszeit.
Prof. Dr. Rainer Stamm ist Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler. Von 2000 bis 2010 war er Direktor der Kunstsammlungen Böttcherstraße/Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen; 2010 bis 2024 war er Direktor des Landesmuseums Kunst & Kultur Oldenburg. Im Sommer 2024 hat er die Leitung des Osthaus Museum Hagen angetreten. Rainer Stamm ist zudem Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Universität Bremen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Kunsthandels- und Museumsgeschichte der Moderne.
Veranstaltungsort
Stadtmuseum Jena
Markt 7
07743 Jena
Veranstalter
Stadtmuseum Jena