Warja Lavater – Künstlerbücher und Symbolnotationen
Ausstellung vom 30. April 2022 bis 24. Juli 2022
Die Kunstwerke Warja Lavaters (1913–2007) muten geheimnisvoll an. Gestalterische Grundelemente überziehen ihre Bilder und treten auf den ersten Blick als gegenstandslose Kompositionen in Erscheinung. Doch bei genauerer Betrachtung eröffnen die Arbeiten ein tiefsinniges Nachdenken über das Wesen des Bildes sowie über das Verhältnis von Erzählung, Schrift und bildkünstlerischer Form. Entsprechend bewegen sich Lavaters Werke häufig an der Grenze von Bild und Literatur und reflektieren etwa die Buchstaben des abendländischen Alphabets als ästhetische Formen, die als sinnliche Figurationen emotional aufgeladen und zum Gegenstand der Interpretation werden. Andererseits bringt Lavater konkrete Formelemente wie Punkt, Fläche und Strich als wiedererkennbare Zeichen zum Einsatz, sodass sich abstrakte Bilder mittels Legende wie eine Landkarte entziffern lassen. Dies gilt besonders für ihre Leporellos, in denen sie etwa die Märchen Le Petit Chaperon Rouge (Rotkäppchen), Blanche Neige (Schneewittchen) oder Cendrillon (Aschenputtel) in eine Choreografie abstrakter Zeichen und Symbolnotationen überführt. Entfaltet man die Leporellos, werden die einzelnen Bildelemente gewissermaßen in Bewegung versetzt, erhalten durch die Rezeption und Fantasie des Betrachters eine Bedeutung und erzählen so Geschichten. Der Betrachter wird dabei aktiv in das Bildgeschehen verstrickt, gleichermaßen irritiert wie überrascht und mit der Poesie abstrakter Formen konfrontiert.
Das Romantikerhaus präsentiert gemeinsam mit Carol Ribi (Kuratorin der Ausstellung) ausgewählte Arbeiten aus Lavaters Œuvre und gibt Einblick in das tiefsinnige Werk einer in Deutschland noch wenig bekannten Künstlerin.
Veranstaltungsort
Romantikerhaus Jena
Unterm Markt 12A
07743 Jena
Veranstalter
Romantikerhaus Jena