Mitreißender Schwung

Das Neujahrskonzert der Jenaer Philharmonie nun schon zum 25. Mal, diesmal unter dem Motto „Romantisches Wien“. Ein Publikumsmagnet ohnehin, doch jedes Mal ist man neugierig auf Neuentdeckungen neben Vertrautem in diesem Genre analog den weltweit übertragenen Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker am Vormittag.

GMD Marc Tardue bewegte sich insofern auf neuen Pfaden, indem er die Wurzeln des Wiener Walzers erkundete und seine damalige Entwicklung in der Donaumetropole. In diesem Ambiente durften natürlich Mozart und Schubert nicht fehlen.

Die „Deutschen Tänze“ KV 509 atmen etwas vom Geist der Salons und das Trio des Militärmarsches op. 51 Nr. 1 D-Dur lassen bereits lyrische Momente ahnen, ehe mit zwei Walzern von Josef Lanner die Quellen all dessen freigelegt werden, was dann als Wiener Walzer durch die Strauß-Sippe europaweit fröhliche Urstände feiert.

Tardue moderierte und das Orchester sorgte unter seiner Leitung trefflich für entsprechende Spannung beim Publikum. Man erlebt immer wieder neue Arten, sich musikalisch in Szene zu setzen, etwa wenn beim „Seufzer Galopp“ aus der Feder von Johann Strauß Vater die Musiker der Partitur gemäß laut seufzen zum Spiel. Dies sind nur einige Details ehe bei der „Bahn frei“-Polka schnell von Eduard Strauß das Dampfross den Zug nach laut vernehmbarem Abfahrtpfiff in Fahrt setzt. Wer denkt beim Walzer „Wiener Blut“ von Johann Strauß nicht an unsere seligen Theaterzeiten, als das Zuschauerhaus in Jena noch stand. Aber auch Spuren ins 20. Jahrhundert waren zu hören. Lehars „Lustige Witwe“ wurde am 28. Dezember 1905 in Wien uraufgeführt. Der Ballsirenen- Walzer daraus lebt noch ganz vom traditionellen Geist.

Marc Tardue machte in diesem Zusammenhang aufmerksam, dass sich das Neujahrskonzert 2017 programmatisch weltweit im Walzerstil bei den Nachfahren bewegen wird, bis in unsere Zeit, sowohl in Europa als auch darüber hinaus. Die Stimmung im Volkshaussaal steigerte sich zunehmend dank der in allen Stimmgruppen bestens aufgelegten Musiker einschließlich solistischer Präsentationen. Natürlich ist die Liturgie der Zugaben für das stürmisch applaudierende Publikum hier wie in Wien gleich: Zarte Akkorde der Streichinstrumente -aha jetzt kommen die Neujahrsgrüße von Dirigent und Orchester- und dann „Die schöne blaue Donau“ sowie nach präziser Einbindung des Publikums durch den Dirigenten beim Klatschen der „Radetzky-Marsch“, eigentlich bekannt, aber immer wieder neu.