Festival zu Konferenz vom 23. bis 27. September 2019
Die Überzeugung, dass es so, wie es ist, nicht bleiben kann, gehört inzwischen zum Common Sense vieler Menschen. Niedrige Wachstumsraten, wachsende Ungleichheit innerhalb von Staaten, zunehmende ökologischer Zerstörung und verstärkte Migrationsbewegungen sind nur einige Anzeichen tiefgreifender Umbrüche, einer ‚Großen Transformation‘, die vor allem in den Länder Nordamerikas und Europas stattfindet.
Diesen Veränderungen und ihren Folgen widmet sich die internationale Konferenz "Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften" vom 23. bis 27. September 2019 in Jena, an der über 1.300 Sozialwissenschaftler_innen teilnehmen werden. Diese Themen können mit sozialwissenschaftlichen Mitteln erörtert werden, doch Jenas Bürger_innen sollen sich ebenso an der Diskussion um mögliche gesellschaftliche Entwicklungen und wünschenswerte Zukünfte beteiligen können.
Diesen Kommunikationsprozess zwischen Wissenschaftler_innen und der Stadtbevölkerung soll ein Festival zeitgleich zur Konferenz entfachen. Es gründet auf der Erfahrung, dass die Zukunft moderner Gesellschaften (immer schon) begonnen hat. Diese Zukunft zeigt sich in einer Fülle an kommunalen Projekten und kulturellen Artefakten, in welche die Träume einer besseren Welt eingegangen sind. Es kommt darauf an, diese Spuren zu lesen. Das Festival zur Konferenz möchte Raum geben für entsprechende kulturelle Auseinandersetzungen, für konkrete Erfahrungen sozialer Realitäten und Alternativen. Es bietet Gelegenheiten zur Entschleunigung und des Genusses.
Hierfür hat sich die Kollegforscher_innengruppe ‚Postwachstumsgesellschaften‘ mit JenaKultur zusammengetan: Um den Austausch zwischen Stadtbevölkerung und den Konferenzteilnehmer_innen multiperspektivisch, in verschiedenen Formaten und möglichst 2 anregend umzusetzen, wurde gemeinsam mit JenaKultur und unter Beteiligung vieler Initiativen, Schulen und Vereine ein Programm mit über 40 Einzelveranstaltungen vom 23. bis 27. September 2019 entworfen.
Das Festival verbindet die einzelnen Veranstaltungen als Mosaikteile einer Zukunftswerkstatt, die lokale und globale Aspekte der Thematik umfasst. Einige Konferenzvorträge und Diskussionsrunden werden aus diesem Grund für die Jenaer Bevölkerung geöffnet, viele Veranstaltungen wurden für dieses Festival entwickelt. Den Teilnehmer_innen wird so die Möglichkeit gegeben, in spannende Reflexionen einzutauchen, auf transformativen Pfaden zu wandeln und Projekte des Wandelns kennenzulernen.
Zum Programm zählen klassische Vorträge und Diskussionsformate, Buchbesprechungen, Workshops und ein Kinoprogramm zu Konferenzthemen. Mittags wird Entschleunigung konkret: Mit Yoga im Theaterhaus. Auch ein täglich geöffneter ‚Übungsraum für Kritik‘, Stadtspaziergänge mit Lars Polten zu Orten der Transformation und zu alternativen Sicht- und Lebensweisen sollen Bevölkerung und Konferenzteilnehmer_innen bewegen und anregen. Beim gemeinsamen Kochen und Essen mit Wissenschaftler_innen und Vertreter_innen politischer Initiativen können sich alle Beteiligten über gesellschaftliche Entwicklungen und Zukunftsszenarien austauschen. Ebenso wird ein ‚Repair-Café für Demokratie‘ zur politischen Partizipation anstiften. Zudem werden über die gesamte Konferenz in der Villa Rosenthal Möglichkeiten des ungezwungenen Austauschs und imaginative Räume eröffnet: Bei Tee und Gebäck kommen die Konferenzteilnehmer_innen und Bürger_innen Jenas ins Gespräch, zwischenzeitlich werden Geschichten vom Scheitern und Gelingen einer anderen, besseren Welt vorgetragen und Erzählworkshops angeboten. Die Villa soll zum Ort der Entschleunigung und des ‚Erzählens von Morgen‘ werden. Weiterhin wird ein Sonderkonzert der Jenaer Philharmonie das Thema Postwachstum aufnehmen, mit der Aufführung von Heiner Goebbels ‚Surrogate Cities‘. Abgeschlossen wird das Festival mit einer Lesung und einem Konzert mit dem Darmstädter Schriftsteller Rainer Wieczorek und den zwei begnadeten Jazzmusikern Heinz Sauer (Tenor Saxophon) und Michael Wollny (Piano): Rainer Wieczorek liest aus seiner Künstlernovelle ‚Zweite Stimme‘, die vom Spaziergangsforscher Richard Skala und seinem Archivar handelt. Die Musik setzt ein, wir lassen uns verzaubern von dem kongenialen Duo, das an diesem Abend auch noch literarisch zur Geltung kommen wird.
Viele Veranstaltungen und Ausstellungen sind kostenlos zu besuchen, alle Veranstaltungen mit detaillierten Informationen sind über die Website einsehbar. Dort finden sich auch Hinweise zu Voranmeldung und – bei kostenpflichtigen Veranstaltungen – Kartenbestellungen: www.great-transformation.uni-jena.de/Festival
Zeitgleich zur Konferenz und als Teil des Stadtprogramms wird eine Projektwoche mit denjenigen realisiert, welche die Zukunft moderner Gesellschaften in besonderem Maße betrifft. Angesichts bevorstehender sozial-ökologischer Umbrüche werden Schüler_innen ihre Ansichten gestalterisch zum Ausdruck bringen. In einem städtebaulichen Zukunftslabor entwickelt eine Gruppe von Schüler_innen der Gemeinschaftsschule Wenigenjena Nutzungs- und Raumkonzepte für noch unbesetzte Freiflächen neben ihrer neuen Schule am Jenzigweg in Jena-Ost, die im Schuljahr 2019/2020 ihre Tore öffnete. Die Gemeinschaftsschule wird perspektivisch eine der größten Schulen Ostthüringens sein und liegt in einem Campus in unmittelbarer Nähe zu vier weiteren Schulen und mehreren Kindergärten. Da Bodenfläche in Jena ist kostbar und teuer ist, ist es umso wichtiger, dass es auch in der Zukunft Räume und Flächen gibt, die Natur- und Gemeinschaftserfahrungen, räumlichen Experimenten und innovativen Initiativen und Nutzungen Raum bieten und der Jugend zur Aneignung zur Verfügung steht. Innovation und zukunftsgerichtetes Denken und Handeln braucht nicht nur digitale Räume, sondern ebenso konkrete Orte, an denen sich Menschen begegnen, ihre Ideen umsetzen und ihre Interessen ausleben können.
Den Schüler_innen soll im Rahmen des Projekts Gelegenheit gegeben werden, sich in städtebauliche Zusammenhänge hineinzudenken und sich Gedanken zur gesellschaftlichen Gestaltung und Entwicklung zu machen, um schließlich konkrete Ideen für einen ‚Platz der Zukunft‘ zu entwickeln. 4 Die diskutierten und bearbeiteten Ergebnisse sollen dann im Rahmen der nächsten Sozialraumkonferenz in Jena Ost im März 2020 präsentiert werden, um sie so verantwortlichen Stadtgestalter_innen und Stadtplaner_innen zugänglich zu machen. Das Projekt ‚space for future‘ ist Teil des Festivals ‚Great Transformation‘ und wird aus Mitteln des Festivals gefördert.
Viele Veranstaltungen des Festivals sind für Schulklassen geeignet. Hierzu zählen die Workshops, Führungen und Performances in der Villa Rosenthal, Exkursionen mit Lars Polten, Podiumsdiskussionen, das RePair Cafe oder die Offene Küche. Oberstufenschüler_innen können am Filmprogramm oder an dem Konzert in der Philharmonie teilnehmen und diese Veranstaltungen im Unterricht aufbereiten. In besonderem Maße interessant für Schulen ist der ‚Übungsraum für Kritik‘ in der Rathausdiele. Neben individuellem Kritiktraining bietet die Kursbuch Kulturstiftung außerdem Kritik-Coachings an, die sich primär an Schulen richten. Am 24.09. um 17:00 Uhr wird die Ausstellung im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Plenarsaal des Jenaer Rathaus mit Friedrich von Borries, Rahel Jaeggi und Harald Welzer eröffnet, die über den Zustand von (Gesellschafts-)Kritik diskutieren.
Das Festival ›Great Transformation. Von Spuren und Träumen einer besseren Welt‹ vom 23. bis 27. September 2019 ist eine Veranstaltung der Kollegforscher_innengruppe ‚Postwachstumsgesellschaften‘ (Prof. Klaus Dörre und Prof. Hartmut Rosa) am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Zusammenarbeit mit JenaKultur, der Stadt Jena, dem Theaterhaus Jena, dem Lesezeichen e. V., dem FILM e. V. dem Freiraum e. V. und Kassablanca Gleis 1 e. V.
Insbesondere danken wir für die gemeinsame Realisierung JenaKultur. Das Festival wird gefördert durch die Stadt Jena, die FSU Jena, die Ernst-Abbe-Stiftung, die Bosch Stiftung, die Kursbuch Kulturstiftung, die Thüringer Staatskanzlei und die Landeszentrale für politische Bildung.