Dietmar Ebert über das Konzert der Jenaer Philharmonie am vergangenen Freitag, den 15. Januar 2016
Kurzfristig war Jürgen Bruns, Leiter der Berliner Kammersymphonie, für Enrico Calesso eingesprungen.
Zum Auftakt dirigierte er Haydns Sinfonie Nr. 103 Es-Dur, „mit dem Paukenwirbel“. Trotz schöner Details in den vier Einzelsätzen hätte man sich gewünscht, den sinfonischen Spannungsbogen stärker zu spüren.
In seinem Element war Bruns als umsichtiger Orchesterbegleiter von Romain Garioud, der Schumanns Cello-Konzert in der Tradition des späten Casals mit tiefer, innerer Bewegtheit und großer Ausdrucksvielfalt spielte. Er war allen technischen Schwierigkeiten des Konzertes, das zu Schumanns Lebzeiten als unspielbar galt, gewachsen, formte es ohne Satzpausen zu einem romantischen Ganzen und verlieh den sich wandelnden Gemütszuständen einen heiteren Grundzug. Für den herzlichen Beifall bedankte sich Garioud mit dem Capriccio op. 25, Nr. 1 von Alfredo Piatti.
Zum Höhepunkt des Abends geriet die Aufführung von Witold Lutoslawskis „Konzert für Orchester“, das 1954 in Warschau aus der Taufe gehoben wurde. Auf Bartóks gleichnamiges Konzert anspielend, vereint es Traditionen der polnischen Folklore, des Konzertierens seit dem Barock, des französischen Feinsinns in der Orchestrierung und des Schichtens von Klängen. Jürgen Bruns verstand es ganz ausgezeichnet, alle Instrumentengruppen, die Großartiges geleistet haben, hörbar werden zu lassen und einen opulenten Gesamtklang zu entfesseln: vom Kopfsatz über die Schwerelosigkeit des Mittelsatzes bis zur wilden Toccata des Finalsatzes. Bravo!
