Humorvoll unterwegs zwischen Film und Musik – Die vierte Woche der KulturArena bringt die britische Union Jack, österreichischen Schmäh und Berliner Schnauzen nach Jena – ein musikalisches Stell-Dich-Ein, welches zeigt, dass sich auch in der Welt des Pop tolle Stimmen, gute Texte aber auch Humor nicht ausschließen. Gerahmt werden die Konzerte von drei Kinovorstellungen, welche das Unterwegssein auf ganz unterschiedliche Art und Weise thematisieren.
So beginnt die Woche am Montag mit der Zahl 25. Diese Geschwindigkeit schaffen nämlich die Mofas Brüder Georg und Christian. Der Tod ihres Vaters bringt diese nach 30 Jahren wieder zusammen und erinnert an ein altes Versprechen: Als Jugendliche, wollten sie mit ihren Mofas eine Tour vom heimischen Schwarzwald bis an die Ostsee machen. Geworden ist daraus nichts. Bis heute...
Ein Roadmovie der etwas anderen Art dann am Dienstag. "Green Book" erzählt die wahre Geschichte des schwarzen Pianisten Don Shirley und dem Weißen Tony Lip, der sich Anfang der 60er-Jahre aus Geldnot bereiterklärt, Shirley auf einer Tournee durch die Südstaaten als Chauffeur zu begleiten. Der Oscar prämierte Film besticht durch feinen Humor aber auch mit ernsten Töne zum tief verankerten Rassismus in den USA.
Zur Wochenmitte kombiniert Charlie Cunningham seinen very britischen Sangesstil mit dem Klang einer spanischen Flamenco-Gitarre. Diese europäische Ehe ist der Schlüssel und Stützpfeiler für sein zukünftiges minimalistisches Grundgerüst, das er mittels feinsinniger Poesie, lyrischer Tiefe und warmer Stimme erbaut. Als Support ist der kanadische Songwriter Sam Vance-Law mit seinem Album "Homotopia" on Tour.
Die Kulturarena bleibt auch am Donnerstag im Vereinigten Königreich – geladen ist die ausdrucksstarke britische Sängerin Anna Calvi, deren durchdringender Stimme, man sich beim Hören ihrer dramatischen Indierockpop-Songs kaum entziehen kann. Mit dieser beschwört sie eine ganze Welt herauf, die voller Tiefe und Dramatik ist. Dazu gehört auch Calvis favorisierte Gitarre, eine Fender Telecaster aus den frühen 90ern, mit der sie diesen imposanten, plastischen Sound erzielt.
Das Ende der Arbeitswoche wird gleich doppelt vom Österreichischen Humor geschwärzt. So lässt David Öllerer aka Voodoo Jürgens sein Publikum an seinem grotesken Gescheiterten-Stammtisch Platz nehmen, wo der Wiener Außenseiter, Gestrauchelte und zwielichtige Gestalten porträtiert. Seine bitterböse Ranken reichen heuer bis ins schöne Graz, Heimat der fünf Musiker von Granada. Seit 2016 granteln sich diese mit Mundart-Indie-Pop, Akkordeon sowie einer guten Dosis Humor durch die Musikwelt.
Der Samstagabend gehört "Milliarden". Das deutschsprachige Duo, bestehend aus Sänger Ben Hartmann und Instrumentalist Johannes Aue, besingt, was sie umgibt und was sie erleben. Das Ergebnis sind Lieder voller Liebe, voller Verzweiflung, voller Rausch und Selbstaufgabe. Lieder, die für Punk zu leichtfüßig und melodiös sind und für Pop zu rau. Ihr derzeitiges Epizentrum ist dabei Berlin und so ist ihre Musik auch ein Liebesbrief an eine sterbende Idee.
Die Kinderarena lässt am Sonntagnachmittag "Raketen Erna" starten und damit deutschen Indie-Poprockpunk für Kinder, Eltern, Erdbeerprinzessinnen, Raketenstars und Superhelden. "Die einen sind anders, die andern viel mehr", singen diese rotzig oder fordern angesichts des Berliner Immobilienausverkaufs "Reiche Eltern für alle". Da gibt es Songs über Läuse, Schneemänner, Fischstäbchen, den Späti im Kiez und eine Superheldin. Es geht ums Anderssein, Träume und eine friedliche und bunte Welt.
Der Rakete folgt noch am selben Tag ein "Ballon". Der gleichnamige Film von Michael "Bully" Herbig erzählt die wahre Geschichte der Familien Wetzel und Strelzyk, die planen, in einem selbstgebauten Heißluftballon von der DDR in die Bundesrepublik zu flüchten.