JenaKultur.
Eigenbetrieb der Stadt Jena
Knebelstraße 10
07743 Jena
Projektmanagement/ Denkmal- und Kunstförderung
Evelyn Halm
Tel. +49 3641 49-8037
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Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
Jana Gründig
Der Kunstpreis der Stadt Jena für zeitgenössische bildende Kunst in Würdigung von Professor Botho Graef – eines Jenaer Kunstmäzens zu Beginn des 20. Jahrhunderts – wird seit 1992 verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Themen wechseln und haben meist einen Bezug zur Stadt Jena, die Kunstsparte ist nicht festgelegt. Der Preis wird alle drei Jahre vergeben.
Die aktuelle Auslobung widmet sich der Würdigung des historischen "Universalgenies" Erhard Weigel (1625 – 1699) mit einem multimedial gestalteten Denkmal. 2025 jährt sich der Geburtstag des Mathematikers, Astronomen, Pädagogen, Philosophen, Kalenderreformers und Erfinders zum 400. Mal.
Im Rahmen des Wettbewerbs soll eine moderne, multimediale und bildungspädagogische Fulldome-Show entstehen, die zum Geburtstag Weigels im Dezember 2025 im Zeiss-Planetarium Jena uraufgeführt wird.
Am Samstag, den 17. Mai 2025 wurde im Rahmen der Award Gala des 19. Fulldome Festivals im Zeiss-Planetarium Jena der Preisträgerentwurf des Botho-Graef-Kunstpreises der Stadt Jena in Würdigung Erhard Weigels bekannt gegeben.
Der Jury lagen in ihrer Sitzung am 5. Mai 2025 sieben durchweg hochqualifizierte Entwürfe vor. Die Finalisten waren:
Die Stadt Jena verlieh den 11. Botho-Graef-Kunstpreis für zeitgenössische bildende Kunst 2025 an Sergey Prokovyev, Alexandra Wolf und Aurélien Bello für den künstlerischen Entwurf der Arbeit:
Erhard Weigel. Visionär zwischen Wissenschaft und Wunder – Ein animierter FullDome Film zu seinem 400. Geburtstag.
In der Begründung der Jury heißt es:
"Der aufwändig animierte Film überzeugt mit großer visueller Kraft, außergewöhnlich modernem und differenziertem Stil sowie immersiver Erzählweise und Dramaturgie. Der Entwurf lässt zugleich eine fundierte inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema erkennen. Er hält geschickt die Balance zwischen ästhetisch-künstlerischem Anspruch und didaktischer Vermittlung. Mit dem immer wiederkehrenden Verweis auf seine visionären und weltoffenen Denkweisen wird Weigels Aktualität deutlich. Das multimediale Denkmal richtet sich damit an ein breites, heterogenes Publikum.
Unter den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen entsprach das künstlerische Konzept nach Auffassung der Jury am überzeugendsten den Intentionen der Auslobung."
Der Jury gehörten an:
Die beiden Preisträger werden zeitnah mit der Weiterentwicklung ihres Entwurfes und Fertigstellung des FullDome-Films beauftragt werden. Dafür sind noch viele tiefer gehenden Recherchen und Abstimmungen nötig.
Inhaltlich wird die Produktion des Films eng von der Erhard-Weigel-Gesellschaft begleitet werden.
Das multimediale Denkmal erfährt als fertige Show kurz vor dem Geburtstag Weigels am 15. Dezember 2025 im Zeiss-Planetarium Jena seine Uraufführung.
Erhard Weigel (geboren 16.12.1625 in Weiden, gestorben 21.03.1699 in Jena) gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in Jena in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und war als Wissenschaftler und Erfinder noch zu Lebzeiten in ganz Europa bekannt.
Der Universitätsprofessor und dreimalige Rektor der Universität Jena machte sich vor allem mit seinen Erfindungen zahlreicher Vorrichtungen, Apparate und Modelle einen Namen. Dazu gehörten z. B. Weigels heraldische Himmelsgloben, von denen ein originales Objekt, welches die Nordhalbkugel zeigt, in der Ausstellung im Stadtmuseum Jena zu sehen ist.
Geradezu legendär ist sein ehemaliges Haus in der Nähe der Stadtkirche gewesen, das Weigelsche Haus, welches als "Weigeliana Domus" zu den 7 Wundern Jenas zählt und selbst eine Vielzahl von technischen Erfindungen aufwies. Das Gebäude musste dem Neubau der Weigelstraße Ende des 19. Jahrhunderts weichen. Zu erwähnen sind auch seine pädagogischen Überlegungen, die er in einer eigenen Kunst- und Tugendschule in seinem Haus zu verwirklichen suchte. Zu Weigels Schülern bzw. Studenten zählten bedeutende Persönlichkeiten wie Gottfried Wilhelm Leibniz und Samuel von Pufendorf.
Trotz seiner wissenschaftlichen Leistungen und bahnbrechenden Erfindungen kennt kaum jemand in der heutigen Zeit den Gelehrten der frühen Neuzeit selbst. Dies galt es zu ändern. Das visionäre und seiner Zeit vorauseilende Universalgenie soll im öffentlichen Gedächtnis wieder präsent sein. Dazu ist der Anlass seines 400.Geburtstages in diesem Jahr geradezu ideal.
Für eine würdige Präsentation Weigels hat sich die Stadt Jena – namentlich der federführende Eigenbetrieb JenaKultur – mit mehreren Interessenvertretern zusammengetan, wie der Erhard-Weigel-Gesellschaft, der Ernst-Abbe-Stiftung, der Universität Jena und der FullDome Festival Foundation.
Es findet u. a. ein wissenschaftliches Symposium der Erhard-Weigel-Gesellschaft vom 14. bis 15. November 2025 statt und im Stadtmuseum Jena eine Ausstellung zum Leben und Wirken Weigels von November 2025 bis Februar 2026.
Darüber hinaus wird der Vordenker nun die zentrale Figur eines künstlerischen Experimentes. Als Sonderpreis des international renommierten Fulldome Festivals, welches vom 15. bis 18. Mai 2025 im Jenaer Planetarium stattfand, sollte ein modernes multimediales Denkmal im Format einer 360°-Filmproduktion für Planetarien entworfen werden. Mit diesem Format wird künstlerisch absolutes Neuland in Jena betreten, was eine große Herausforderung darstellt, galt es doch, ästhetisch-künstlerische Anforderungen im Format einer Ganzkuppelprojektion mit einem hohen Maß an bildungsvermittelndem Charakter zu verbinden.
Bis 30. April 2025 hatten nationale und internationale Medienkünstler:innen, Video- und Soundperformer, Mixed-Media-Artists etc., die mit dem Medium von 360°-Filmproduktionen vertraut sind, Zeit, schlüssige Konzeptentwürfe mit 2-3-minütiger Visualisierung einzureichen. Sie nutzten dafür die Plattform des FullDome-Festivals.
Von den eingereichten Entwürfen hatten sieben Konzepte das Zeug, der anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden. Aus ihnen wählte die Jury den Preisträgerentwurf von Alexandra Wolf und Sergey Prokovyev.
"Erhard Weigel. Visionär zwischen Wissenschaft und Wunder - Ein animierter Fulldome Film zu seinem 400. Geburtstag"
Der 15-minütige Fulldome-Film wird nach seiner Fertigstellung ein vielschichtiges Publikum durch Weigels Biografie führen. Er folgt dabei jedoch keinem linearen Lebenslauf, sondern entwickelt sich assoziativ entlang von Weigels Ideen, Begegnungen und Erfindungen. Ausgangspunkt ist ein Porträt Weigels, was ihn als ca. 24-jährigen Mann zeigt – neugierig, mit Vermessungswerkzeug und einer Vision von ganzheitlicher Erkenntnis in der Hand. Dieses Bild öffnet eine Reise durch Raum und Zeit, die durch Briefe, Zeichnungen, Erfindungen und Begegnungen mit Zeitgenossen wie Gottfried Wilhelm Leibniz oder Gottfried Kirch strukturiert ist.
Visuelle Metaphern und immersive Animationen führen durch Weigels Denk- und Lebenswelten. Dabei wird immer wieder die Verbindung zwischen wissenschaftlicher Methode und künstlerischer Form spürbar – z. B. durch Gleichungen als szenische Übergänge oder Architektur als Weltmodell.
Ein wesentliches Detail wird die interaktive Visualisierung des Weigelschen Hauses mit seinen Erfindungen darstellen. Auch Weigels heraldische Himmelsgloben werden eine Rolle spielen.
Im Zentrum des Films stehen drei Kernthemen:
Die technische Umsetzung und Videoproduktion basiert auf modernsten Technologien zur Ermöglichung von 3D-Modellierungen, hyperrealisitischen Umgebungen, lebensechten Animationen und modernem Sounddesign.
Die Musik wurde eigens kreiert von Aurélien Bello, einem in Frankreich geborenen Musiker, Dirigenten und Komponisten, der bereits vielfältige Erfahrungen mit der musikalischen Begleitung von Fulldome-Produktionen hat.
Das internationale FullDome Festival in Jena präsentiert und prämiert seit 2006 jährlich im Mai die besten Fulldome-Produktionen, also 360°-Kuppel-Projektionsfilme, eingereicht von professionellen Studios sowie Studierenden und freischaffenden Künstler:innen.
Träger des Festivals ist die Fulldome Foundation. Das Festival nutzt das Jenaer Zeiss-Planetarium als Plattform für immersive Kunst in der Balance zwischen technischem Rahmen, Sternenprojektion und experimentell-künstlerischem Ausdruck in Kooperation mit der Ernst-Abbe-Stiftung. Die besten Fulldome-Präsentationen werden mit dem renommierten "Janus-Award" ausgezeichnet und erfahren in der Aufführung in Jena nicht selten ihre Weltpremiere.
2003 wurde die Erhard-Weigel-Gesellschaft e. V. mit Sitz in Jena gegründet mit dem Ziel, "die Gelehrten-Republik der Frühen Neuzeit unter besonderer Bezugnahme auf Leben und Werk von Erhard Weigel zu erforschen". Diesem Zweck dienen von ihr organisierte und geförderte Vorträge, Studien, Ausstellungen und eigene bzw. geförderte Publikationen sowie Kooperationen mit Institutionen und Gesellschaften ähnlicher Zielrichtung.
Die Gesellschaft veranstaltet darüber hinaus in regelmäßigen Abständen Tagungen, die sich jeweils einzelnen thematischen Aspekten aus dem Wirken Erhard Weigels widmen.
Die Erhard-Weigel-Gesellschaft ist Initiator einer umfassenden Würdigung Weigels aus Anlass seines 400. Geburtstages im Jahre 2025, wozu auch dieses Projekt eines multimedialen Denkmals zählt. Sie unterstützt als inhaltlicher Ansprechpartner gemeinsam mit dem Bereich der Museumspädagogik des Stadtmuseums Jena den hohen Bildungsanspruch des Projekts.
Mit dem Format eines multimedialen Denkmals betritt der Botho-Graef-Kunstpreis in Jena künstlerisches Neuland. Es bedarf einer entsprechenden fachlich versierten Kuratierung, die diesem Anspruch sowohl inhaltlich als auch technisch und ebenso netzwerk- bzw. vermittlungsrelevant gerecht wird. Entsprechend ist die Tätigkeit des Kurators mit Prof. Micky Remann besetzt.
Er beschäftigt sich bereits seit ca. 15 Jahren mit dem bis dato immer noch jungen, in letzter Zeit jedoch rasant anwachsenden Format immersiver Medien bzw. Kunst. Mit der komplexen Entwicklung dieses modernen Genres in der Verbindung seines grundsätzlich andersartigen Formates für das filmische Erzählen und Komponieren von Medienräumen mit besonderen 3D-Hörerlebnissen, künstlerischen LiveActs und Theaterperformances zu einem multimedialen Gesamtkunstwerk neuen Typs in 360°-Format, welches mehr und mehr die Planetarien weltweit erobert, gilt Remann inzwischen als international anerkannte Koryphäe. Er ist Initiator und Geschäftsführer des 2006 gegründeten und bis dato einzig in Deutschland existierenden FullDome Festivals im Zeiss-Planetarium Jena.
Remann ist darüber hinaus Professor für Immersive Medien an der Bauhaus-Universität Weimar und bildet Student:innen in einem eigens dafür zur Verfügung stehenden FullDome Lab in 360°-Medienproduktionen aus.
Als Medienkünstler hat er bereits vor 30 Jahren das Licht- und Tonsystem Liquid Sound als besonderes Unterwasser-Konzert-Erlebnis für badende Menschen entwickelt, welches das Markenzeichen der Toskana-Therme in Bad Sulza ist und inzwischen auch von anderen Bädern in Deutschland genutzt wird.
Alexandra Wolf ist Projektleiterin, Managerin, Konzepterin, Kuratorin und Beraterin in den Bereichen Kultur, Medien und Wissenschaft. Von 2016 bis 2023 war sie die Festivalleitung und Programmchefin der re:publica Berlin – Europas einzigartigem Festival für die digitalisierte Gesellschaft.
Sie studierte Biologie, Kultur & Technik sowie Kunstwissenschaft & Kunsttechnologie in Erlangen/Nürnberg und in Berlin. Als Konzepterin, Kuratorin und strategische Beraterin für Veranstaltungen hat sie außerdem 2017 die Agentur selektor.berlin mitgegründet und ist seit 2023 selbständig mit "a wolf project".
Sergey Prokovyev ist ein diplomierter Architekt und Filmemacher. Er lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Er erhielt seinen Master-Abschluss in Architektur 2007 von der Prydniprovska State Academy of Civil Engineering and Architecture, Ukraine. Mit umfassender Erfahrung in beiden Bereichen erfoscht er einzigartige Ansätze für immersives Storytelling. Seine Arbeit verbindet Städtebau und immersives Kino und strebt danach, kollektive Erfahrungen zu schaffen, die inspirieren, ansprechen und konventionelle Wahrnehmungen in Frage stellen. Seine auf internationalen Festivals ausgezeichneten Projekte nutzen immersive Technologien, um die Beziehung zwischen Menschen und ihrer Umgebung zu verbessern, und verschmelzen Architektur, Medien und menschliche Wahrnehmung auf innovative und zum Nachdenken anregende Weise.
Der 3. im Bunde ist Aurélien Bello. Er wird die Musik beisteuern.
Bello wurde 1980 in Frankreich geboren, studierte Musiktheorie, Harfe und Orchestrierung in Lyon und Orchesterleitung in Berlin.
Als Harfenist trat er mit den Berliner Philharmonikern und anderen großen Ensembles auf. Bello war künstlerischer und musikalischer Leiter der Jungen Kammerphilharmonie Berlin (2015 – 2022) und dirigierte Opernproduktionen an der Komischen Oper Berlin und bei den Festspielen Baden-Baden.
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