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Botho-Graef-Kunstpreis der Stadt Jena

Botho Graef  ©JenaKultur
Historische Grafik des Weigelschen Hauses, darüber liegen bunte Quadrate  ©Sandra Goymann

Der Kunstpreis der Stadt Jena für zeitgenössische bildende Kunst in Würdigung von Professor Botho Graef – eines Jenaer Kunstmäzens zu Beginn des 20. Jahrhunderts – wird seit 1992 verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Themen wechseln und haben meist einen Bezug zur Stadt Jena, die Kunstsparte ist nicht festgelegt. Der Preis wird alle drei Jahre vergeben.

2025 will der Botho-Graef-Kunstpreis dem Universalgenie Erhard Weigel ein multimediales Denkmal in Form einer Fulldome-Show widmen. Die offene Auslobung erfolgt im Oktober 2024, die Preisverleihung soll im Rahmen des FullDome Festivals im Mai 2025 stattfinden.

Hier finden Sie alle Informationen zum multimedialen Denkmal für Erhard Weigel.

Allgemeine Informationen und Rückblick

Porträt Graef, Holzschnitt Kirchner ©Stadtmuseum Jena

Botho Graef (1857-1917) – Archäologe, Kunsthistoriker und Mentor des 1903 gegründeten Jenaer Kunstvereins – spielte als Kunstmäzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die städtischen Grenzen Jenas hinaus eine bedeutende Rolle. Er war neuesten Entwicklungen der Kunst gegenüber äußerst aufgeschlossen.

Seinen Anregungen verdanken Universität und Stadt hochkarätige Kunstwerke von Ferdinand Hodler, Henry van de Velde und Auguste Rodin. Ihn verband nicht nur eine tiefe Freundschaft mit jungen avantgardistischen Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, deren Förderer er zugleich war. Mit seinen exzellenten Vorträgen, kritischen Rezensionen zu moderner Kunst und anspruchsvollen Ausstellungen im Jenaer Kunstverein prägte er darüber hinaus entscheidend das geistige Klima der Stadt vor dem ersten Weltkrieg. Der Kunstpreis der Stadt Jena ist Botho Graef gewidmet, da jedes Engagement für aktuelle junge Kunst sein Wirken fortsetzt.
Die Stadt Jena würdigt mit der Vergabe des Botho-Graef-Kunstpreises einzelne künstlerische Leistungen sowohl in Deutschland lebender als auch internationaler Künstler und unterstützt mit den in diesem Zusammenhang stattfindenden Ausstellungen, Gesprächen und Aktionen die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer bildender Kunst.

Die Spezifik dieses Kunstpreises soll sowohl in der Förderung zeitgenössischer nationaler wie internationaler Kunst als auch in einem thematischen Bezug zur Stadt Jena liegen. Der 1992 ins Leben gerufene Botho-Graef-Kunstpreis wird von der Stadt Jena alle zwei Jahre, seit 2001 überwiegend im Dreijahresrhythmus zu wechselnden Themen ausgelobt. Er steht unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters und wird mit 5000 Euro dotiert.

Porträt Botho Graef ©Stadtmuseum Jena

Botho Graef (geboren am 12.10.1857 in Berlin , gestorben am 9.4.1917 in Königstein im Taunus) – Archäologe, Kunsthistoriker und Mentor des 1903 gegründeten Jenaer Kunstvereins – spielte als Kunstmäzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die städtischen Grenzen Jenas hinaus eine bedeutende Rolle. Er war neuesten Entwicklungen der Kunst gegenüber äußerst aufgeschlossen.
Der "Extraordinarius" lehrte von 1904 bis 1917 in Jena Klassische Archäologie und Kunstgeschichte. Er gehörte zu den großen Gestalten der Universität, die zu Beginn unseres Jahrhunderts dem Kultur- und Geistesleben Jenas moderne Züge verliehen. Botho Graef stammte aus einer Berliner Künstlerfamilie. Er studierte in Berlin und Greifswald Klassische Philologie und Archäologie. Neben der Universitätslaufbahn in Berlin prägten ihn Forschungen und Ausgrabungen in Italien, Griechenland und Kleinasien. Seit 1904 lehrte Graef als außerordentlicher Professor Archäologie und Kunstgeschichte an der Jenaer Universität. Darüber hinaus war er als Direktor des Germanischen Museums sowie des 1907 eingeweihten Archäologischen Museums tätig. Seine rege öffentliche Vortragstätigkeit befasste sich mit der griechischen Antike und mit der bildenden Kunst von der Renaissance bis zur Gegenwart. Er zeigte sich als geborener Liebhaber der Künste, wobei bildende Kunst, Literatur, Theater und Musik gleichermaßen seine Aufmerksamkeit fesselten.
In Jena war er bald das intellektuelle Oberhaupt der Kreise, die nach dem Vorbild der Weimarer Kulturbemühungen um Harry Graf Kessler für das Vordringen der modernen Kunst in Jena wirksam wurden. Dem Jenaer Kunstverein bot er als Mentor fortwährende Unterstützung und kritische Mithilfe. Als Mitglied der Baukommission für die neue Universität, bei der Einrichtung des Archäologischen Museums und durch die Anregung, Ferdinand Hodler mit dem bedeutenden Monumentalgemälde der Universität "Auszug der deutschen Studenten in den Freiheitskrieg von 1813" zu beauftragen, hat er unermüdlich für das Kunstleben in Jena gewirkt. Als Kunstsachverständiger im Ausschuss für das Ernst-Abbe-Denkmal stritt er für den Tempelbau van de Veldes mit Meunier-Reliefs und Klinger-Büste.
Mit Ausstellungsbesprechungen, Eröffnungsvorträgen und Abhandlungen engagierte er sich auch für damals noch umstrittene Maler. Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner, denen Graef besonders nahestand, hat er den künstlerischen Weg geebnet. Graef förderte Emil Nolde, indem er dessen Ausstellungen im Jenaer Kunstverein zwischen 1908 und 1913 mit kritischen Würdigungen in der "Jenaischen Zeitung" begleitete. Aufgrund viel beachteter Eröffnungsvorträge zu Ausstellungen in Hamburg, Hagen, München und Essen galt der Jenaer Professor als Vorkämpfer der expressionistischen Bewegung.
Ernst Ludwig Kirchner durchlebte zwischen 1914 und 1917 bei seinem väterlichen Freund Botho Graef in der Begegnung mit künstlerisch und geistig verwandten Menschen eine Zeit schöpferischen Arbeitens und genußreichen Entspannens. In Graefs Wohnung fand er Zuspruch und Anregung für seine individuelle Lebensbewältigung und sein Künstlertum.
Kirchner hat das Jena-Erlebnis in verschiedenen Bildern festgehalten und auch Botho Graef mehrfach porträtiert.
Graefs Krankheit und Tod 1917 haben Kirchner bewogen, dem Förderer und Freund mit einer Stiftung von 260 Holzschnitten, Lithographien und Radierungen an den Jenaer Kunstverein ein ehrendes Denkmal zu setzen. Damit wurde die "Botho-Graef-Stiftung" zum wertvollsten Bestand der Jenaer Kunstsammlung. Zu den bekanntesten Studenten Graefs gehörte auch Walter Dexel.

1990 offene Ausschreibung zum Thema: Stadt und Umwelt - Umwelt und Stadt;
Preisträger: Dr. Joachim Lehmann

1992 erstmalig unter der Bezeichnung "Botho-Graef-Kunstpreis" offene Ausschreibung zum Thema Toleranzen, für Zeichnungen, Kleinplastik und Objekte;
Preisträger: Christa Flagner, Helga Regenstein, Heike Schaefer, Anerkennung: Miroslav Kollar

1994 offene Ausschreibung für Künstlerpaare, Anforderung: gemeinsames Werk;
Preisträger: M+M (Martin De Matia, Marc Weis)

1996 beschränkter Wettbewerb für die Gestaltung eines innerstädtischen Platzes, Symposium zur Kunst im öffentlichen Raum,
Preisträger: Olaf Nicolai
Realisiert wurde der zweitplatzierte Entwurf: „Zwei Metazeichen für Jena“ von Mischa Kuball 2000

1998 beschränkter Wettbewerb zum Thema Licht,
Preisträger: Via Lewandowsky

2001 beschränkter, erstmals internationaler Wettbewerb zum Thema IMAGINATION Romantik,
Preisträger: Mariele Neudecker (Großbritannien)

2004 beschränkter internationaler Wettbewerb zum Thema "Erinnerungsfeld Windknollen 1806", Ein Beitrag zum Deutsch-Französischen Jahr 'rendez-vous' 2006
Preisträger: Janet Cardiff (Kanada)

2008 beschränkter nationaler Wettbewerb zum Thema „Die schicksalhafte Begegnung Goethes und Schillers im Jenaer Wunderjahr 1794“. Ein Beitrag zum Schillerjahr 2009
Preisträger: David Mannstein und Maria Vill

2012 offener Wettbewerb zum Thema der künstlerischen Aufwertung des Gartens der Villa Rosenthal,
Preisträgerin: Annika Gründer

2015 offener Wettbewerb zum Thema „Das Romantikerhaus. Ideen der künstlerischen Gestaltung des Umfeldes mit Brunnenhof“,
Preisträger: Alex Rix und Renate Schäfer-Jökel

2018 beschränkter nationaler Wettbewerb zum Thema „Das verschwundene Bildnis. Ein dezentrales Denkmal für Eduard Rosenthal"
Preisträger: Horst Hoheisel und Andreas Knitz

Das verschwundene Bildnis – Ehre für Eduard Rosenthal

Thema
Im Rahmen des Botho-Graef-Preises für zeitgenössische bildende Kunst lobt die Stadt Jena im Jahr 2018 einen beschränkten Wettbewerb für ein dezentrales Denkmal aus. Gewürdigt werden soll der Rechtswissenschaftler, liberale Politiker und kulturell wie sozial engagierte Bürger Eduard Rosenthal (1853–1926) an seinen verschiedenen Wirkungsorten in Thüringen. Unter seinen zahlreichen Verdiensten ist die Abfassung der Landesverfassung des Landes Thüringen besonders hervorzuheben. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde die Erinnerung an Rosenthals Verdienste aufgrund seiner jüdischen Herkunft und demokratischen Gesinnung unterbunden – seither ist sein Bildnis aus der Sammlung von Gelehrtenporträts der Friedrich-Schiller-Universität Jena verschwunden. Erwünscht ist ein Kunstwerk auf der Höhe zeitgenössischer Kunst und Erinnerungskultur, das die Würdigung Rosenthals mit der Thematisierung dieser Leerstelle verbindet. Die Einweihung seines dezentralen Denkmals ist für den 100. Jahrestag der Verabschiedung der Thüringer Landesverfassung im Jahr 2020 geplant.

Historischer Hintergrund
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena besitzt eine ihre über 450-jährige Tradition nachzeichnende Sammlung von Rektoren- und Gelehrtenbildnissen – ein Bestand, der mit seiner Geschlossenheit in Deutschland nahezu einzigartig ist. In dieser bedeutenden Sammlung gibt es jedoch eine bemerkenswerte Leerstelle: Das Porträt des Rechtswissenschaftlers Eduard Rosenthal (1853–1926).
Der angesehene Hochschullehrer war zwei Mal Rektor der Universität. Darüber hinaus machte er sich auf sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Ebene um die Stadt Jena und das Land Thüringen verdient. Als enger Freund Ernst Abbes unterstützte er diesen bei der Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung im Jahr 1889, mit großem Engagement begründete er den Lesehallenverein und die Jenaer Baugenossenschaft. Rosenthal war auch an der Gründung des Jenaer Kunstvereins beteiligt und stand diesem fünf Jahre vor. Auf politischer Ebene engagierte er sich als Abgeordneter im Thüringer Landtag. Nicht zuletzt formulierte er die Landesverfassung des 1920 neu zusammengeschlossenen Freistaates.
1929 wurde Eduard Rosenthal posthum im Auftrag des damaligen Rektorats von dem renommierten Berliner Maler Raffael Schuster-Woldan porträtiert. Doch bereits 1934, bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde sein Bildnis auf Anweisung des Landesministeriums abgehängt und in ein Depot gegeben. 1944 entschied der nunmehr als Rektor amtierende Rasseideologe Karl Astel, es dort zu belassen als Beleg dafür, dass „der Lehrkörper der Universität Jena sich jüdische Rektoren hat gefallen lassen“. Nach dem Krieg war das Porträt nicht mehr auffindbar.
Rosenthals vielfältiges Engagement hinterließ Spuren, die bis in die Gegenwart reichen. Doch nur an wenigen Stellen in Thüringen wird an seine zahlreichen Verdienste erinnert. Zwar hängt heute eine 2010 von der Künstlerin Gerlinde Böhnisch-Metzmacher rekonstruierte Fassung seines verschollenen Bildnisses im Büro des Universitätspräsidenten. Doch das Geschehene lässt sich nicht rückgängig machen, es kann nur thematisiert und bearbeitet werden. Es gilt die Leerstelle sichtbar zu machen.

Das Projekt
Die Stadt Jena möchte ein erinnerungskulturelles Zeichen gegen das Vergessen setzen. Deshalb wird der Botho-Graef-Preis für zeitgenössische bildende Kunst, den die Stadt Jena seit 1992 alle drei Jahre auslobt, im Jahr 2018 diesem Thema gewidmet sein. Der Wettbewerb findet diesmal in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt. Als Kuratorin wirkt Prof. Dr. Verena Krieger (Lehrstuhl für Kunstgeschichte). Der Präsident des Thüringer Landtags, MdL Christian Carius, hat die Schirmherrschaft übernommen.
Erwünscht ist eine künstlerische Arbeit auf der Höhe zeitgenössischer Kunst und Erinnerungskultur, die Eduard Rosenthal würdigt und zugleich sein verschwundenes Bildnis als Leerstelle markiert. Dieses Kunstwerk soll anlässlich des 100. Jahrestags der Gründung des Landes Thüringen in Erinnerung an Rosenthals Abfassung der Thüringischen Landesverfassung verwirklicht werden. Es hat drei eng verknüpfte Funktionen:
1. Ehrung Eduard Rosenthals und seines Wirkens für die Friedrich-Schiller-Universität, die Stadt Jena und das Land Thüringen,
2. Thematisierung der antisemitischen und antidemokratischen Ausgrenzung seines Porträts stellvertretend für die von den Nationalsozialisten betriebene Auslöschung jüdischer Persönlichkeiten aus dem kulturellen Gedächtnis,
3. Würdigung der Thüringer Landesverfassung als Produkt engagierten demokratischen Bürgersinns.

Aufgabenstellung
Die zu entwickelnde künstlerische Arbeit soll an den wichtigsten Wirkungsorten Eduard Rosenthals in Jena (Uni-Hauptgebäude, Volkshaus, Villa Rosenthal) sowie am Thüringer Landtag in Erfurt dauerhaft präsentiert werden. Erwünscht ist also ein dezentrales Denkmal, bestehend aus mehreren selbstständigen, netzwerkartig miteinander verbunden Elementen, die in ihrem Zusammenwirken die Summe des Engagements Rosenthals repräsentieren und zugleich über seine Person hinausweisend ein Plädoyer für Demokratie darstellen. Es soll sich dabei nicht um ein Denkmal im traditionellen Sinne handeln, sondern um eine zeitgenössische Lösung, die Geschichte in ihrer Komplexität und Unabgeschlossenheit erfahrbar macht und Pluralismus und Multiperspektivität ermöglicht.
Für die gestalterische Umsetzung des Projektes besteht ein großer Spielraum an Möglichkeiten:

  • Es können die verschiedensten künstlerischen Gattungen, Medien und Verfahren zum Einsatz kommen (Skulptur, Malerei, Collage, Mosaik, Neue Medien etc.).
  • Die dezentralen Elemente können identisch gestaltet sein, sie können aber auch spezifisch auf den jeweiligen Aufstellungsort bezogen sein und als heterogene Elemente gemeinsam ein Ganzes bilden. Denkbar wäre auch, die einzelnen Elemente so anzulegen, dass sie in einem Parcours zu erschließen sind.
  • Zusätzlich zu den genannten Aufstellungsorten können weitere (faktische oder symbolische) Wirkungsorte Rosenthals (z.B. in Weimar das Fürstenhaus als Gründungssitz des Thüringer Landtags, in Jena das Volksbad, das Justizzentrum, die Juristische Fakultät) mit einbezogen werden.
  • Die Elemente des Kunstwerks können innerhalb der genannten Gebäude (z.B. im Eingangsbereich), an ihren Außenfassaden oder auch in räumlicher Nähe zu ihnen im städtischen Außenraum (z.B. auf dem Bürgersteig) angebracht sein.

Vorausgesetzt wird, dass alle Elemente des dezentralen Denkmals bezogen auf den Ort, an dem sie angebracht werden, über eine angemessene Dauerhaftigkeit verfügen sowie sensibel auf ihre jeweilige Umgebung bzw. die Bauwerke reagieren und mit diesen ästhetisch interagieren.

Kuratorium
Das Kunstwerk wird von einem Kuratorium, bestehend aus kulturell und erinnerungspolitisch engagierten BürgerInnen, öffentlich unterstützt. Es setzt sich aus hochkarätigen Repräsentanten aus der Thüringer Politik, Geschichtskultur, Wissenschaft und Kultur zusammen. Dazu gehören:

  • Prof. Liz Bachhuber/ Künstlerin, Professorin an der Bauhaus-Universität Weimar
  • Dr. Thomas Deufel/ Vorstandsvorsitzender der Ernst-Abbe-Stiftung
  • Prof. Dr. Klaus Dicke/ ehem. Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Dr. Franz-Ferdinand von Falkenhausen/ Ehrenbürger der Stadt Jena
  • Prof. Dr. Werner Greiling/ Vorsitzender der Historischen Kommission für Thüringen
  • Prof. Dr. Benjamin Hoff/ Kulturstaatsminister Thüringen
  • Dr. Gisela Horn/ Arbeitskreis Sprechende Vergangenheit Jena
  • Prof. Dr. Volkhard Knigge/ Direktor der Gedenkstätte Buchenwald
  • Prof. Dr. Georg Machnik/ ehemaliger Rektor der Friedrich-Schiller-Universität
  • Prof. Dr. Walter Pauly/ Rechts- und Verfassungshistoriker, Dekan der Juristischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Jörg Riebartsch/ Chefredakteur der Ostthüringischen Zeitung
  • Prof. Dr. Walter Rosenthal/ Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Sascha Sauer/ Geschäftsführer diva-e Jena
  • Tilo Schieck/ Kulturausschuss im Jenaer Stadtrat, Anreger des Projektes
  • Franz-Josef Schlichting/ Leiter der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung
  • Prof. Dr. Reinhard Schramm/ Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen
  • Dr. Albrecht Schröter/ Oberbürgermeister der Stadt Jena
  • Prof. Hellmut Seemann/ Präsident der Klassik Stiftung Weimar
  • Robert Sorg/ Vorsitzender des Jenaer Kunstvereins
  • Stefan Wosche/ ehemaliger Geschäftsführer der jenawohnen GmbH
  • Dr. Thomas Wurzel/ Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
  • Jonas Zipf/ Werkleiter JenaKultur, Vorsitzender des Kuratoriums

Schirmherr
Christian Carius, MdL, Präsident des Thüringer Landtags

Die Künstler
Zu dem beschränkten Wettbewerb wurden sieben Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die sich im Feld der Erinnerungskultur ausgewiesen haben und über Erfahrungen mit Gestaltungen im öffentlichen Raum verfügen:

  • Horst Hoheisel & Andreas Knitz / Kassel & Berg
  • Antonia Low / Berlin
  • Michaela Melián / Eurasburg
  • Marcel Odenbach / Köln
  • Patricia Pisani / Berlin
  • Luise Schröder / Leipzig
  • Stih & Schnock / Berlin

Künstlerworkshop
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler nahmen an einem 3-tägigen Workshop in Jena teil, in dem sie den aktuellen Forschungsstand zur Biographie Eduard Rosenthals und seinem politischen, kulturellen und sozialen Umfeld sowie seine Wirkungsorte – die zugleich die infrage kommenden Aufstellungsorte sind – kennenlernen. Der Workshop fand vom 23. bis 25. April 2018 statt.

Ausstellung
Die künstlerischen Entwürfe und Gestaltungsmodelle der teilnehmenden Künstler werden in einer Ausstellung vom 7. Dezember 2018 bis 27. Januar 2019 präsentiert.

Jury
Über den zu realisierenden Entwurf entscheidet am 12. Dezember 2018 eine Fachjury, die sich aus Expertinnen und Experten für zeitgenössische Erinnerungskultur und für Kunst im öffentlichen Raum zusammensetzt.

Dokumentation/ Katalog
Ein Katalog ist als Dokumentation des Wettbewerbes und der Ausstellung geplant. Er soll aussagefähiges Bild- und Textmaterial zum künstlerischen Entwurf und gegebenenfalls zum künstlerischen Werdegang der Wettbewerbsteilnehmer sowie redaktionelle Beträge zum Thema beinhalten.

Zeitplan

  • Workshop: 23. - 25. April 2018 in der Villa Rosenthal
  • Einsendeschluss: 9. Oktober 2018
  • Entscheidung der Jury: 12. Dezember 2018
  • Ausstellung der Projekte im Jenaer Kunstverein e. V.: 7. Dezember 2018 – 27. Januar 2019, mit Ausstellungskatalog
  • Feierliche Preisverleihung: 19. Januar 2019
  • Realisation im Verlauf des Jahres 2019
  • Einweihung des dezentralen Denkmals im Rahmen der Feiern zum 100. Jahrestag der Gründung des Landes Thüringen (Mai 2020)

 

Das Romantikerhaus. Ideen zur künstlerischen Gestaltung des Umfeldes mit Brunnenhof
Graef 2015 ©JenaKultur, A. Hub

Thema
Im Themenjahr „Jena 2015. Romantik. Licht. Unendlichkeit“ widmete sich der Botho-Graef-Kunstpreis dem Romantikerhaus. Auf Grund der eingeengten Lage sowie der etwas versteckten Hofsituation im Eingangsbereich ist das Romantikerhaus trotz Wegweisern und erklärenden Flyern für Besucher oft nicht leicht zu finden. Darüber hinaus hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Hinterhofsituation entwickelt, die gekennzeichnet wird von Zufahrt und rückwärtiger Erschließung der angrenzenden Gebäude am Löbdergraben, Fahrradstell- und Müllstandplätzen sowie einer unschönen Mauer zu den Grundstücken der Gebäude Unterm Markt. Die so entstandene, wenig einladende und unübersichtliche Hof- bzw. Eingangssituation galt als unbefriedigend.
Deshalb sollten der Hof mit dem Brunnen im Zentrum sowie die Zuwegung von Unterm Markt bzw. Löbdergraben sollten für eine künstlerische Bearbeitung freigegeben werden. Es konnten dabei Grün- und gepflasterte Flächen, aber auch die angrenzenden Häuserfassaden einbezogen sein, wobei natürlich der Fassade des Romantikerhauses eine besondere Bedeutung zukommen sollte. In Korrespondenz zur Hofgestaltung sollten einzelne gestalterische Elemente aufgegriffen und wie ein Leitsystem den Weg sowohl vom Markt/ Unterm Markt als auch vom Löbdergraben zum Romantikerhaus hin markieren.
Das Kunstgenre wurde offen gehalten für die künstlerische Kreativität der Teilnehmer, d.h. Skulpturen, Skulpturengruppen, Installationen, in den Boden eingelassene Gestaltungen waren ebenso denkbar wie Lichtkunst und Projektionen.

Dreistufiger Wettbewerb
1. In einer öffentlichen Ausschreibung in geeigneten Kunstmedien, im Internet sowie verschiedenen Verteilern wurden nationale Künstler aufgefordert, ein Ideenkonzept einzureichen, aus denen ein Auswahlgremium die besten 15 Ideen ermittelte.
2. Die 15 Ideengeber wurden zu einem zweitägigen Künstlerworkshop eingeladen. Der Workshop vermittelte Informationen und Inspirationen zur Entwicklung eines konkreten, ausgereiften, auf den Ort zugeschnittenen und realisierbaren Entwurfes.
3. In einem beschränkten Wettbewerb dieser ausgewählten 15 Künstler sollten die weiterentwickelten konkreten Entwürfe mit detaillierter Projektbeschreibung sowie einer Modellanfertigung eingereicht werden. Die Entwürfe wurden in einer Ausstellung im Romantikerhaus präsentiert. Eine Fachjury ermittelte im Anschluss den Preisträger.

Preisträger
Gewinner des Botho-Graef-Kunstpreises 2015 wurde die Künstlergemeinschaft Alex Rix/ Mechernich und Renate Schäfer-Jökel/ Brühl mit ihrem künstlerischen Entwurf der Arbeit „HIER...und an anderer Stelle“.
Der Entwurf sieht die Installierung von Worten und Begriffen in goldfarbenen Metallbuchstaben an verschiedenen Orten und in verschiedener Höhe am Romantikerhaus sowie darüber hinaus an weiteren markanten Standorten in der Stadt vor. Die edel wirkende, minimalistische Arbeit mit Schrift führt auf subtile poetische Weise zum eigentlichen Inhalt frühromantischen Schaffens zurück.
Auf den 2. Platz wurden Gloria Mans und Ambech aus Ilmenau für Ihre Arbeit „Romantische Führung“ gewählt.
Den 3. Platz errang Franziska Möbius aus Leipzig mit ihrer Arbeit „Es färbte sich die Wiese grün“.

Es besteht die Option der Realisierung des erstplazierten Entwurfes in 2016/2017. Dies stellt allerdings im Falle der Realisierbarkeit ein gesondertes Projekt dar. Mit dem Wettbewerb ist keine zwingende Realisierung verbunden.

Die künstlerische Aufwertung des Gartens der Villa Rosenthal
Graef1 ©JenaKultur, A. Hub

Thema
Der Garten der Villa Rosenthal wurde in diesem Wettbewerb für eine künstlerische Intervention freigegeben. Prof. Dr. Eduard Rosenthal und seine Frau Clara ließen die Villa Rosenthal 1892 im gründerzeitlichen Stil als Wohnsitz der jüdischen Familie erbauen. Die Villa war zu Lebzeiten der Rosenthals ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in Jena und Thüringen. Eduard Rosenthal vermachte die Villa bei seinem Tod mit der Bedingung eines lebenslangen Wohnrechtes für seine Frau der Stadt. Nach dem Selbstmord Clara Rosenthals 1941 ging das Haus in das Eigentum der Stadt Jena über. Villa und Garten wurden notdürftig in Stand gehalten. Das denkmalgeschützte Haus mit dem Anwesen bedurfte bis zur Jahrtausendwende immer noch einer grundhaften und kostspieligen Sanierung. 2004 beschloss der Stadtrat, dass mit der Neunutzung der Villa nicht nur die Sanierung veranlasst werden musste, sondern auch dem Vermächtnis der Rosenthals Rechnung zu tragen sei. Daher entwickelte die jenawohnen GmbH, als Eigentümerin in enger Zusammenarbeit mit dem städtischen Eigenbetrieb JenaKultur und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes ein Sanierungs- und multifunktionales Neunutzungskonzept. Das Haus wird seit 2010 ganzjährig genutzt und ist zu einem Ort für Feste, Tagungen, Ausstellungen, Lesungen und Konzerte geworden. Zwei neue Stipendien für bildende Kunst und Literatur wurden mit dem Haus verknüpft, sodass die jeweiligen Stipendiaten in der Villa leben und arbeiten und zusätzlich mit ihrer Kunst beleben.
Im Zuge der aufwendigen Sanierung der Villa ist auch der Garten instand gesetzt worden. Bei der Sanierung ist ein Teil des Gartens, den historischen Vorlagen folgend, rekonstruiert worden. Neben einer haushohen Rotbuche mit Wandelgang, einem Teich mit Sitzgelegenheit und einem Gedenkpavillon bietet der Garten eine große Rasenfläche, Kieswege und ein bestuhltes Gelände für Feierlichkeiten.
Der ursprüngliche Nutzgarten im Westen wurde zu einem umsäumten Parkplatz mit elf Stellplätzen. Südlich anschließend öffnet das Gelände mit einer Rasenfläche und wenigen, größeren Sträuchern den Blick auf eine erhöht liegende Feuerstelle. Die Feuerstelle wurde nie genutzt. Während der Garten der Villa mit seinen unterschiedlichen Bestandteilen als harmonisch ausgewogenes Areal zwischen historischem Parkgarten und zeitgemäßer Nutzung interpretiert werden könnte, störte dieses Gelände den Gesamteindruck. Dieses Areal bedurfte einer Neugestaltung, die einer der Intentionen der Villa, Kunst einen neuen Lebensraum zu geben, entspricht. Der Botho-Graef-Kunstpreis widmete sich aus diesem Grund der künstlerischen Aufwertung eben jenes Areals im Garten der Villa Rosenthal.

Offener Wettbewerb mit Künstlerseminar
In einer öffentlichen Ausschreibung wurden nationale Künstler aufgefordert, ein Ideenkonzept einzureichen, aus denen ein Auswahlgremium zunächst die besten 15 Ideen ermittelte. Die 15 Ideengeber nahmen an einem zweitägigen Künstlerworkshop in der Villa Rosenthal teil, um den konkreten Ort und die Intentionen der Auslober besser kennen zu lernen.
Die in einem beschränkten Wettbewerb weiterentwickelten und konkretisierten Enwürfe mit Modellanfertigung wurden in einer Ausstellung in der Villa Rosenthal präsentiert.
Eine aus fünf Fachexperten bestehende Jury ermittelte die Preisträgerin, die in einer feierlichen Veranstaltung in der Villa Rosenthal gekürt wurde.

Preisträgerin
Gewinnerin des Botho-Graef-Kunstpreises 2012 wurde Anika Gründer aus Weimar mit ihrem Künstlerischen Entwurf der Arbeit „Verwerfung oder die Eroberung eines Blickes“.
Der Entwurf sah die Errichtung einer begehbaren Gartenbauskulptur - ein Folly - vor, für welche die Blickachse zwischen der Villa Rosenthal und dem gegenüberliegenden Kernbergareal „Studentenrutsche“ maßgebend ist. Ihre äußere Hülle bildet die markante Muschelkalkstruktur der Kernberge ab.
Auf den 2. Platz wurde Götz Lemberg/ Berlin mit seiner Arbeit „Lichtkörper“ gewählt.
Den 3. Platz erhielt Rainer Jacob/ Jena mit seiner Arbeit „Start- und Landeplatz“.

Das Folly von Anika Gründer wurde 2015 realisiert und ist ab Frühjahr 2016 zu besichtigen.

Intellektuelle Zweisamkeit
Intellektuelle Zweisamkeit ©JenaKultur, A. Hub

Thema
Aus Anlass des 260. Geburtstages von Goethe (28.8.1749) und 250. Geburtstages von Schiller (10.11.1759) im Jahr 2009 widmete sich der Botho-Graef-Kunstpreis 2008 der legendären „intellektuellen Zweisamkeit“ der beiden Genies.
Das Thema des künstlerischen Wettbewerbes orientierte sich an der Begegnung der beiden Dichter im Juli 1794 in Jena. Es sollte den berühmten Arbeits- und Freundschaftsbund reflektieren und jenes ambivalente, sich gegenseitig befruchtende, äußerst kreative und anregende, aber auch konträre und wetteifernde Verhältnis beider Dichterfürsten vor dem Hintergrund der freien akademischen und geistig äußerst anregenden Atmosphäre Jenas, der „Stapelstadt des Wissens und der Wissenschaft“, in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts künstlerisch umsetzen.
Goethe und Schiller fanden sich am 20. Juli 1794 nach der abendlichen Sitzung der „Naturforschenden Gesellschaft“ im Bachsteinschen Haus in der Rathausgasse, zu welcher der Leiter des neuen Botanischen Gartens Prof. Karl Batsch eingeladen hatte, beim gemeinsamen Verlassen des Hauses unvermutet in einem Gespräch wieder und spazierten in angeregtem Disput über die Metamorphose der Pflanzen über den Markt zu Schillers damaliger Wohnung Unterm Markt 1. In der Frage, ob Metamorphose eine Erfahrung sei oder Idee, prallten beider unterschiedliche philosophische Standpunkte unversöhnlich aufeinander. Trotz der Differenzen wurde jedoch auch in den darauf folgenden Gesprächen über Kunst und Kunsttheorie im Hause Wilhelm von Humboldts zwei Tage später rasch klar, dass hier der eine am anderen einen ebenbürtigen kritischen Diskussionspartner in allen weltanschaulichen wie ästhetischen Fragen gefunden hatte. Das Eis war gebrochen.
Die sich daraus entwickelnde „intellektuelle Zweisamkeit“ ist die bedeutendste und am nachhaltigsten wirksame Freundschaft gewesen, welche das so genannte „Wunderjahr“ 1794 in Jena hervorgebracht hat.

Beschränkter Wettbewerb
Es wurden 12 nationale Künstler eingeladen, einen Entwurf für eine künstlerische Arbeit in 2008 vorzulegen, die im Oktober und November 2008 in einer Ausstellung im Romantikerhaus der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Aus den eingereichten Arbeiten ermittelte eine aus sieben Fachexperten bestehende Jury den Preisträger.

Preisträger
Die Jury wählte David Mannstein & Maria Vill aus Berlin mit dem künstlerischen Entwurf der zweiteiligen Arbeit „Intellektuelle Zweisamkeit“ zum Gewinner des Wettberbs.
Die Arbeit besteht aus einer 30 Meter langen LED-Laufschrift mit dem vollständigen Text des Briefwechsels von Goethe und Schiller an der Fassade des Hauses Unterm Markt 1, korrespondiert von 70 handflächengroßen polierten Bronze-Bodenplaketten mit den Umrissen unterschiedlicher Blätter als Markierung des Spazierwegs beider Dichter im Disput über die Metamorphose der Pflanzen.

Die Arbeit wurde im Schillerjahr 2009 realisiert. Die Einweihung erfolgte, wie könnte es anders sein, am 20. Juli 2009. Ort der Umsetzung war das Areal Markt/ Unterm Markt 1 vor dem Neubau des ehemaligen Kirstenschen Hauses, in welchem Schiller von Mai 1794 bis April 1795 gewohnt hat und an dessen Nachfolgebau sich heute eine Gedenktafel in Erinnerung an das Treffen befindet.

„Erinnerungsfeld WINDKNOLLEN 1806“. Ein künstlerischer Beitrag zum Deutsch-Französischen Jahr „rendez-vous“ 2006
Audiowalk Janet Cardiff ©JenaKultur, H. Blechschmidt

Thema
Der Botho-Graef-Kunstpreis ging 2004 eine inhaltliche „Symbiose“ ein mit dem ganz Thüringen umfassenden regionalen Engagement zum 200. Jahrestag der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt im Jahre 2006. Das künstlerische Projekt war inhaltlich eingebettet in das überregional von den Kommunen Jena, Erfurt, Weimar, dem Burgenkreis, Saale-Holzland-Kreis und vom Kreis Weimarer Land getragene Großprojekt zur umfassenden Aufbereitung dieser Schlacht und seiner Nachwirkungen, das 2006 in einem Deutsch-Französischen Jahr „rendez-vous“ kulminierte.
Das historisch bedeutsame Landschaftsareal der Schlachtfelder bei Cospeda erwies sich als ein ideales Experimentierfeld, welches im Sinne von Erinnerungskultur künstlerisch gestaltet in den rezeptionsgeschichtlichen Aufarbeitungsprozess der Ereignisse einbezogen werden sollte. Der Windknollen als zweithöchste Erhebung des Hochplateaus am Landgrafen und landschaftlich überaus beindruckendes Terrain erschien dafür bestens geeignet. Vor der Schlacht am 14.Oktober 1806 verbrachte Napoleon I. Bonaparte in einem Biwak unterhalb des Windknollens die Nacht, in der er persönlich das geheime Herauftransportieren der französischen Artillerie über den darunter befindlichen Hohlweg „Steiger“ auf das Schlachtfeld überwachte. Das Hochplateau wurde in den folgenden beiden Jahrhunderten nach der Schlacht immer wieder militärisch genutzt. Seit 1991 ist es der Öffentlichkeit wieder zugänglich und bietet als Naturschutzgebiet Ruhe und Erholung sowie vom Windknollenberg herab herrliche Ausblicke auf die Stadt.
Als Areal für eine blutige Materialschlacht mit 30.000 bis 35.000 Opfern, als Standort des Agierens bedeutender historischer Persönlichkeiten wie Napoleon, militärisch genutztes Gelände, interessantes Feuchtbiotop und Naturschutzgebiet mit teilweise seltenen Pflanzenarten und beliebtes Ausflugsterrain, ruft der Ort damit durch seine allgegenwärtige Geschichtsträchtigkeit, aber auch wegen der landschaftlich reizvollen Situation eine besondere Stimmung hervor. Dies könnte man am besten als „Aura des Ortes“ beschreiben. Gerade diese spezielle „Aura des Ortes“ zu erfassen und in die künstlerische Arbeit einzubeziehen, war die Intention der Auslober gewesen.

Beschränkter Wettbewerb mit Direktbenennung
Es war nach Ansicht der Initiatoren von großer Bedeutung, für die „künstlerische Intervention“ in das Schlachtfeldareal mit den historisch unterlegten Komponenten Krieg und Gewalt wirklich profilierte Künstler zu wählen, die das Thema national unvoreingenommen aufnehmen und dessen aktuelle Brisanz zeitgemäß-intellektuell erfassen und umsetzen können und keine Kriegerdenkmale produzieren.
Aus diesem Grund wurde ein beschränktes Auswahlverfahren durchgeführt, in dem der Preisträger nach eingehender Prüfung und Begutachtung des bisherigen Schaffens durch eine renommierte fünfköpfige Kunstpreisjury direkt benannt und anschließend mit der Erarbeitung eines künstlerischen Entwurfes beauftragt wurde. Die hierbei in den Wettbewerb eingebrachten neun, bereits international profilierten Künstler wurden vorher von einem Kuratorenteam sorgfältig ausgewählt.

Preisträger
Die Jury entschied sich für die kanadische Künstlerin Janet Cardiff und ihren Partner George Bures Miller als Preisträger. Beide wurden vom Auslober direkt beauftragt, einen interaktiven Spaziergang vom Museum 1806 in Cospeda bis zum Napoleonstein auf dem Windknollen zu entwickeln. Der „Audiowalk“ beginnt im Museum 1806, in dem gegen ein Pfand mp3 Player und Kopfhörer für den geführten Rundgang entliehen und wieder abgegeben werden können.

Das Projekt wurde im Deutsch-Französischen Jahr 2006 realisiert und stellte darin den wesentlichen und überragenden Beitrag auf dem Gebiet der Gegenwartskunst dar.

IMAGINATION Romantik.

Thema
Das Projekt „IMAGINATION-Romantik“ 2001 hob eine für Jena typische Europäische Strömung hervor. Die historischen Quellen der Romantik sind Teil einer kollektiven Erinnerung, die Identität stiftet und neue kreative Impulse für die junge Kunst gibt. Die Romantik reflektierte das entstehende moderne industrielle Zeitalter und die Rolle des Individuums in einer Zeit des durchgreifenden Wandels.
In der Universitätsstadt Jena nahm um 1800 eine neue philosophische Bewegung, die Romantik, ihren Ausgang. August Wilhelm Schlegel (Übersetzer Shakespeares), seine Frau Caroline und sein Bruder Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck, Henrik Steffen (Norwegischer Mineraloge), Johann Wilhelm Ritter (Physiker) und Novalis waren in Jena versammelt, in der Nähe Friedrich Schillers, der an der Universität Vorlesungen gab, und in der Nachbarschaft J.W. von Goethes, der Minister des Weimarer Herzogs war. Die romantischen Ideen wurden in der programmatischen Zeitschrift „Athenäum“ publiziert. Die junge Generation der Frühromantiker fühlte sich am Ende einer Epoche und weigerte sich, traditionelle Werte zu übernehmen. Ihre Vertreter waren an neuen Konzepten für Kunst und Leben interessiert. Viele ihrer Gedanken bildeten ein Fundament für die Moderne und sind in einigen zeitgenössischen künstlerischen Strömungen immer noch lebendig. Während die Malerei der Romantik, z. B. die Kunst C.D. Friedrichs, formal gesehen klassisch geprägt war, erfüllt sich in der bildenden Kunst erst heute mit Vertretern wie Joseph Beuys die letzten Konsequenzen der revolutionären romantischen Ideen.
Mit dem Thema öffnete sich der Botho-Graef-Kunstpreis der Stadt Jena erstmals ausgewählten Künstlern aus ganz Europa. Das damit verbundene Künstlerseminar und die Ausstellung „IMAGINATION-Romantik“ rückten Jena als Entstehungsort der Frühromantik erneut ins Bewusstsein und machten es gleichzeitig zu einer Bühne internationaler Avantgarde-Kunst. Nicht nur die Beteiligung internationaler Künstler, sondern auch die Kooperation mit ausländischen Partnerinstitutionen in Galway/ Irland und Brünn/ Tschechien ermöglichten den interkulturellen Austausch. Für die Veranstaltung dieses Kunstereignisses bildeten das Kulturamt der Stadt Jena und die JENOPTIK AG eine Partnerschaft.

Beschränkter Wettbewerb mit Künstlerseminar
13 Künstler aus 10 europäischen Ländern – von international renommierten Kuratoren vorgeschlagen – wurden nach Jena eingeladen, ein Kunstwerk zu präsentierten, das ihrer zeitgenössischen „Lesart“ der Romantik entspricht. Ein fünftägiges Künstlerseminar bereitete die Teilnehmer auf ihre Beiträge vor. Die künstlerischen Arbeiten wurden in einer Ausstellung im Herbst 2001 in den Räumen des Romantikerhauses, des Stadtmuseums Göhre, des Jenaer Kunstvereins sowie in der Galerie der Jenoptik präsentiert. Ein umfassender Katalog erschien zur Preisverleihung.

Preisträger
Eine fünfköpfige internationale Jury wählte die in Großbritannien lebende deutsche Künstlerin Mariele Neudecker mit ihrer mixed media Installation „Die Schwerkraft verhindert das Abdriften der Atmosphäre in den Raum“ zur Preisträgerin.

Erhard Weigel

Historisches Portrait von Erhard Weigel

Ein multimediales Denkmal für ein Universalgenie

Zum 400. Geburtstag von Erhard Weigel soll eine moderne, multimediale und bildungspädagogische Fulldome-Show entstehen. Die offene Auslobung erfolgt im Oktober 2024. Alle Infos finden Sie hier!

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Eduard Rosenthal

In einem blauen Feld öffnet sich eine fünfeckige Form, darin steht auf weißem Untergrund vielfach "Eduard Rosenthal" in verschiedenen Schriftarten

Das verschwundene Bildnis

In der vergangenen Auslobung entstand ein dezentrales Denkmal für den Rechtswissenschaftkerm Politiker und engagierten Bürger Eduard Rosenthal. Alle Informationen zu den "Erkundungsbohrungen" von Horst Hoheisel und Andreas Knitz finden Sie hier.

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