Dieser Dramatikpreis wird seit 1997 nicht ganz regelmäßig, aber etwa in dreijährigem Turnus und in enger Kooperation mit dem Theaterhaus Jena vergeben. Er ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert.
Nach zwei Wettbewerben ohne thematische Bindung ist den Veranstaltern nunmehr eine noch engere Kopplung mit dem engagierten Wirken des Jenaer Theaterensembles wichtig. Deshalb nehmen die Wettbewerbe nunmehr ausdrücklich Bezug auf das jeweilige Spielzeitmotto bzw. wichtige Themenjahre.
Die Initiatoren von Theaterhaus Jena und JenaKultur haben sich entschieden, den aktuellen Wettbewerb wie schon 2017 sehr politisch zu denken. 2021 jährt sich zum 10. Mal die Offenlegung des sogenannten NSU-Komplexes, dessen Wurzeln leider in Jena zu suchen sind. Die Sprachlosigkeit in Bezug auf eine Verbrechensserie solch unvorstellbaren Ausmaßes hat in Jena zu einer Art Schockstarre geführt, die bedingt, dass ein kritischer angemessener Umgang mit diesem Phänomen bis heute weitgehend ausgeblieben ist
Das soll und muss sich ändern.
Für 2021 ist deshalb ein Themenjahr geplant, das in einem großen Dreischritt versucht, ausgehend vom Herkunftsort des Trios, Jena, dessen Weg durch die gesamte Bundesrepublik nachzuspüren. Daraus entsteht ein dezentrales Theaterfestival, in dessen Rahmen die mit dem NSU in Zusammenhang stehenden Städte ästhetische Positionen zu den aktuellen und rechtsextremen Bewegungen ausformulieren und auf die Vergangenheit der Mordserie des NSU und sämtlicher damit verbundener Versäumnisse der Zivilgesellschaft und der Justizbehörden Bezug nehmen.
Eingebettet werden in diesen städtischen und überregionalen Diskurs soll in einem abermals geschlossenen Wettbewerb auch der JMR-Lenz-Preis. Zunächst unterbreitet eine Vorschlagsjury eine potentielle Shortlist potentieller Künstler*innen. Diese werden gebeten, einen Projektvorschlag zu entwickeln. Er soll sich vorzugsweise einer ortsspezifischen und künstlerischen Spurensuche in den Vierteln Winzerla und/oder Lobeda widmen. Aus diesen drei Projektskizzen ermittelt die Entscheidungsjury den Gewinner des Lenz-Preises, der im Frühjahr 2021 zum Auftaktsymposium der "Thüringer Trilogie" bekannt gegeben und geehrt wird und dann bis zum Herbst den Auftrag erhält, seine Idee zu realisieren.
Er sollte auf das Reformationsjubiläum Bezug nehmen, deshalb wurde die Verleihung auch auf 2017 verlegt. Ausdrücklich wurde ein Bezug zum Jenaer Themenjahr, das die Gretchenfrage aus Goethes Faust "Nun sag, wie hast du's mit der Religion?" zum Motto hatte, gewünscht. Der Preisträger wurde schließlich erstmals direkt benannt und mit einem Arbeitsauftrag versehen. So fand vom 16. bis 18. Juni 2017 schließlich das Martin Luther Propagandasymposium statt, eine diskursive Veranstaltung mit Vorträgen, Lecture-Perfomances und Gastspielen. Mit der Vergabe des Preises an Boris Nikitin wurde dem neuen Autorenbegriff Rechnung getragen.
Um im Reformationsjahr ein besonderes Veranstaltungsformat anbieten zu können, wurden mit dem Jenaer Dramatikpreis neue Wege gegangen. Ins Zentrum des Preises, diesen würdigend, wurde deshalb ein postdramatischen Autorenbegriff gesetzt. So erfolgte die Preisvergabe des Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Preises erstmals direkt, und das Preisgeld wurde mit einem Arbeitsauftrag verknüpft. Die Entscheidung wurde 2016 getroffen; die Preisverleihung fand am 28. April 2017 statt.
Jury:
Marcel Klett - Geschäftsführer am Theaterhaus Jena
Jonas Zipf - Werkleiter JenaKultur
Birgit Liebold - JenaKultur
Preisträger:
Das Denken des Preisträgers Boris Nikitin (Jg. 1979) war in der Arbeit „Martin Luther Propagandasymposium“, das vom 16. bis 18. Juni 2017 in Jena stattfand, in exemplarischer Form auf der Bühne zu erleben. Kritisch-diskursiv und künstlerisch setzte sich der Theatermann mit den Themen Glaube, Religion, Propaganda und Wirklichkeit und Fiktion auseinander. In Bezug auf Martin Luther erfolgte so im Reformationsjahr die Dekonstruktion eines nationalen Narrativs. Künstlerisch wurde gleichzeitig dort an die Auseinandersetzung mit Geschichte angeknüpft, wo Entwicklungen im Ansatz vorhanden, aber noch nicht gelöst sind.
Der Laudator Nikolaus Müller-Schöll formuliert in seiner Laudatio auf den Preisträger: „... Ein Preis für Dramatik, der sich Lenz verpflichtet weiß, wird also, wenn eine Jury sich der mit diesem Namenspatron verbundenen Verantwortung bewusst ist, zunächst einmal ein Preis
sein, der für diese Geste vergeben wird, für einen Schritt aus der Tradition, der in deren genauer Kenntnis mit ihr bricht, und der in diesem Bruch sich auf kein Fundament, kein vorausgesetztes Wissen mehr stützt. Ein Preis für die Aufkündigung des Wissens darum, was das heute ist: Die Dramatik mit ihren Kategorien der Rolle, des Dialogs, des Spiels, der Illusion und der Mimesis. Ein Preis für das Wagnis dessen, was man mit Michel Foucault und Judith Butler als Kritik bezeichnen könnte: für die radikale Ent-unterwerfung, die ein anderes Theater, eine andere Dramatik eröffnet und dabei das Risiko auf sich nimmt, kein Theater und keine Dramatik mehr zu sein – nach Maßgabe der Institutionen und ihrer Wächter. Eine solche Geste, ein solcher kritischer Akt, steht am Beginn der Arbeit des Schweizer Regisseurs, Installationskünstlers, Kurators, Theoretikers und Autors Boris Nikitin.... Es sind die verborgenen Möglichkeiten, eine Potentialität, die im Raum des Möglichen verbleibt, um derentwillen Nikitin seine Versuchsanordnungen aufbaut. Sein Theater lädt uns ein, im Bestehenden über das Bestehende wie seine Negation hinaus über das nachzudenken, was kommen mag: Anders als wir es erwarten, kritisch in jedem Sinne, ohne Grund, mag sein linkisch, in jedem Fall jenseits des Bekannten.“
Das Projekt wurde gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Einsendungen:
41
Beschluss der Jury: Preisverleihung am 26./27. April 2013 im Rahmen eines Theaterfestivals
Jury:
Jonas Zipf - Theaterhaus Jena
Prof. Nina Birkner - Institut für Germanistische Literaturwissenschaft, FSU Jena
Christine Wahl - Freie Journalistin und Theaterkritikerin
Maik Pevestorff - Freie Theaterszene Jena
Birgit Liebold - JenaKultur
Preisträgerin:
Henriette Dushe: In einem dichten Birkenwald, Nebel
(Preisgeld 7.000 Euro)
2. Platz: Daniela Dröscher: Weine nicht, Marilu
(Preisgeld 1.000 Euro UND Publikumspreis 1.000 Euro)
3. Platz: Christian Winkler: Fluktus
(Preisgeld 1.000 Euro)
4. Platz: Jérōme Junod: Epsilon
(Preisgeld 1.000 Euro)
Der Wettbewerb war formal eine Mischform aus Dramatikpreis und Schreibwerkstatt. Es fand außerdem eine thematische Kopplung an das Spielzeitmotto des Theaterhaus Jena 2009/2010: "KEINE ANGST".
Einsendungen:
18 Bewerbungen für die Schreibwerkstatt und 30 komplette Stücke.
Jury:
Martin Wigger - Chefdramaturg am Theater Basel
Katrin Bettina Müller - Autorin für Bildende Kunst, Tanz, Theater und Kulturpolitik in Berlin, Mitarbeiterin der „taz“
Christin Bahnert - Künstlerische Leiterin und Dramaturgin am TH Jena
Rebekka Kricheldorf - Hausautorin, Künstlerische Leiterin und Dramaturgin TH Jena
Birgit Liebold - JenaKultur
Nominierung für Schreibwerkstatt:
Przemek Zybowski: Rom
Florian Norbert Bischoff: Vernarbt
(je 2.000 Euro)
Nominierung für Endrunde:
Christine Kalss: Drinnen
Tatjana Tsouvelis: Im grellen Licht
Christian Schiller: Letzte Züge
Christine E. Gasser: Nebelkinder
Przemek Zybowski: Rom
Florian Norbert Bischoff: Vernarbt
Preisträgerin:
Christine Kalss: Drinnen
(Preisgeld 7.000 Euro)
Der Wettbewerb war formal eine Mischform aus Dramatikpreis und Schreibwerkstatt. Es fand außerdem eine thematische Kopplung an das Spielzeitmotto des Theaterhaus Jena 2006/2007 statt: „ICH KÄMPFE“
Einsendungen:
26 Bewerbungen für die Schreibwerkstatt und 46 komplette Stücke.
Jury:
Eva Behrendt - Theater heute (Berlin)
Michael Helbing - Freier Journalist (Weimar)
Marcel Klett - Leitender Dramaturg Theaterhaus Jena
Sandra Küpper - Dramaturgin Theater Graz
Birgit Liebold - JenaKultur
Tanja Mette - Dramaturgin Theaterhaus Jena
Nominierung für „Lange Nacht der Autoren“ am 26. November 2006:
Alle drei Stücke, die aus der Schreibwerkstatt hervorgingen
Johanna Kaptein: Als ein amerikanischer Dramatiker in den 50er Jahren Besuch von zwei Agenten bekam
Tina Müller: Alles still
Katharina Schmitt: Knock out
(je 2.000 Euro)
und
Simon Fröhling: Ich Cowbay, Du Indianer
Deborah Schottenstein: Sanctus
Stephan Seidel: Parklicht
Preisträgerin:
Katharina Schmitt: Knock out
(Preisgeld 4.000 Euro)
Der Wettbewerb war formal eine Mischform aus Dramatikpreis und Schreibwerkstatt. Es fand außerdem eine thematische Kopplung an das Spielzeitmotto des Theaterhaus Jena 2003/2004 statt: "DEUTSCHE FÄLLE".
Einsendungen:
72 Bewerbungen für die Schreibwerkstatt und 106 komplette Stücke.
Jury:
Rainald Grebe - Dramaturg am Theaterhaus Jena
Sabine Westermaier - Dramturgenin am Theaterhaus Jena
Birgit Liebold - Stadt Jena
Frank Kroll - henschel SCHAUSPIEL (Berlin)
Evelyn Finger - DIE ZEIT (Hamburg)
Auswahl von drei Exposés für die Schreibwerkstatt (5. Oktober 2002):
Katja Hensel: Der Körper meiner Aktien
Claudius Lünstedt: Mußt boxen
Oliver Schmaering: Töte Dräcker
(Je 2000 Euro)
Diese drei Texte gingen mit in den Wettbewerb ein, so dass am 12. Januar 2003 109 Texte
Nominierung für Endrunde | Lange Nacht der Autoren:
Walter Brunhuber: Django Wurzer oder Der goldene Schnitt
Katja Hensel: Der Körper meiner Aktien
Claudius Lünstedt: Mußt boxen
Katharina Schlender: Wermut
Oliver Schmaering: Töte Dräcker
Ulf Schmidt: Heimspiel
Preisträger:
Claudius Lünstedt: Mußt boxen
(Preisgeld 4000 Euro)
Einsendungen:
206 (35 aus Österreich, 2 aus der Schweiz, jeweils eine aus Italien und Großbritannien, die übrigen aus Deutschland)
Jury:
Knut Lennartz - Deutschen Bühne (Köln)
Barbara Engelhardt - Theater der Zeit (Berlin)
Prof. Dr. Gottfried Willems - Friedrich-Schiller-Universität Jena
Frank Kroll - Theaterhaus Jena
Birgit Liebold - Kulturamt Jena
Bewertung in zwei Etappen | Nominiert für die Endrunde:
Nina Achminow: Pawelke
Alexis Bug: Nicht nach Berkeley
Werner Friedrich Buhs: Grimm - Ein Weg
Gesine Danckwart: Traummaschine
David Gieselmann: Herr Kolpert
Shenja Keil: Wildfremd
Vera Kissel: Mondkind
Oswald Lipfert: Hope wie Hoffnung
Christian Martin: Formel Einzz
Thomas Oliver Niehaus: Blut und Baden
Emine Sevgi Özdamar: Keloglan in Alamania
Almut Tina Schmidt: Die Unbeteiligten
Anna Jelena Schulte: Kama Koma
Katharina Tanner: Katharina Alles Liebe
Lothar Trolle: Novemberszenen
Ilja Tschlaki: Unsere Asche streut man über die Erde...
John von Düffel: Missing Müller
Mona Winter: Ich, eine von Dir
Robert Woelfl: Dem Herz die Arbeit, den Händen die Liebe
Felicia Zeller: Felicia Bier für Frauen
Klausurtagung Anfang Oktober 2000 = Nominierung von:
Nina Achminow: Pawelke
Katharina Tanner: Alles Liebe
Lothar Trolle: Novemberszenen
Robert Woelfl: Dem Herz die Arbeit, den Händen die Liebe
Werkstatttage am THJ
3. und 4. November 2000, mit szenischen Lesungen und Autorengesprächen
2 Preisträger:
Katharina Tanner: Alles Liebe | Robert Woelfl: Dem Herz die Arbeit, den Händen die Liebe
(Preisgeld je 5.000 Euro)
Die erste Ausschreibung, auf die 69 Bewerbungen eingingen, musste auf Beschluss der Jury wiederholt werden, weil keines der eingereichten Stücke preiswürdig war. Auf den Passus in der Ausschreibung, dass das Stück unveröffentlicht sein soll, wurde nunmehr verzichtet.
Einsendungen:
282
Jury:
Volker Braun - Dramatiker (Berlin)
Peter Rauch - Schauspieler (Weimar)
Bettina Masuch - Freie Universität Berlin
Harald Müller - Theater der Zeit (Berlin)
Knut Lennartz - Die Deutsche Bühne (Köln)
Prof. Dr. Gerhard Kaiser - Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der FSU Jena
Birgit Liebold - Kulturamt Jena
Preisträgerin:
Dea Loher: Adam Geist (Preisgeld: 20.000 DM)
Sonderpreis:
Ulrich Zieger: Die Sonne ist blau (Preisgeld: 10.000 DM)