Ein Tag der Stadtgeschichte wurde in Jena 2009 zum ersten Mal durchgeführt. Es handelte sich um eine Veranstaltung der Stadt Jena, die bis 2014 alljährlich stattfand. Aufgrund des großen Arbeitsaufwandes im Lexikon-Projekt wurde der Stadtgeschichtstag danach nur alle zwei Jahre ausgerichtet. Seit 2019 strebt JenaKultur an, dieses Format wieder in jedem Jahr anzubieten.
8. Oktober 2022, 10:00 bis 15:00 Uhr | Historisches Rathaus, Markt 1, 07743 Jena
Wie auch besonders Feiern im Familienkreis zum Fotografieren einluden, waren Filmenthusiast:innen seit Anfang des 20. Jahrhunderts darum bemüht, Umzüge in der Innenstadt oder Festveranstaltungen im Jenaer Paradies auf Zelluloid zu bannen. Auch das half Jenas Ruf als traditionsreiche Musenstadt zu verbreiten, in der sich's "bene" leben ließe.
Solche frühen "Gehversuche" des Mediums Film bilden auf dem Zwölften Tag der Stadtgeschichte am 8. Oktober 2022 den Ausgangspunkt, um in der Rathausdiele die historischen Fest- und Feierkulturen der Stadt aus dem Blickwinkel der Kamera zu betrachten. Den Auftakt bildet ein Filmfragment, das im September 1911 aufgenommen wurde. Aus welchem Anlass diese ältesten uns bekannten Filmaufnahmen in der Jenaer Innenstadt entstanden, wird noch nicht verraten. Die Formate der präsentierten Bewegtbilder reichen vom privaten Filmschnipsel bis zu den offiziösen Auftragswerken renommierter Werbeagenturen.
Im ersten Themenblock präsentiert die Autorin und Kunsthistorikerin Doris Weilandt eine Multi-Media-Show. Sie stellt das Jenaer Paradies als stadtnahe Flanier- und Ausflugsmeile vor, die im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts zu einem bürgernahen Volkspark umgestaltet wurde. Die Ausführungen zu den Paradiesfesten werden mit zwei historischen Filmeinspielen kombiniert, die aus dem Fundus des VIDEOAktivs Jena e. V. stammen, einem bewährten Kooperationspartner der Veranstaltungsreihe Tag der Stadtgeschichte. Die Kurzfilme dokumentieren Jena-Images aus der DDR-Zeit.
Während die Paradiesfeste Mitte der 1950er Jahre noch eher traditionsgemäß den Charakter von Volksfesten mit historischen Umzügen trugen, nahmen sie ab 1960 mehr und mehr den Charakter eines Pressefestes der SED-Zeitung „Volkswacht“ an.
Durch den zweiten Veranstaltungsteil führen die Historiker Jörg Opitz und Dr. Rüdiger Stutz. Zunächst blicken sie auf die 1930er Jahre zurück und gehen Jenas frühen Ruf als „Sportstadt“ nach, u. a. am Gegenstand eines Farbfilms über das ZEISS- und SCHOTT-Sportfest im August 1939. Es fand nur wenige Tage vor Kriegsbeginn statt. Anschließend informieren sie über das Festprogramm im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt Jena 1936, verknüpft mit einem Ausblick auf die Jubelwoche „Jena. 750 Jahre Stadt“ fünfzig Jahre später.
Im Mittelpunkt der gezeigten Filme und Fotoreihen sowie ihrer kommentierenden Einordnung stehen die historischen Umzüge vom Markt zur Rasenmühleninsel, die stets den Abschluss und Höhepunkt der beiden Jahrhundertfeiern bildeten. Darüber hinaus erlaubt das in der Tagespresse veröffentlichte Material einen diasynchronen Vergleich der jeweils verbreiteten Jena-Images, d. h. von werbewirksamen Meinungsbildern über die Stadt. Es vermittelt aber auch einen Eindruck, welche Stimmungen unter der einheimischen Bevölkerung vorherrschten.
Im Jahr 2009 stand der Erste Tag der Stadtgeschichte ganz im Zeichen der Erinnerung an den demokratischen Aufbruch im Herbst 1989.
Auf dem Zweiten Tag der Stadtgeschichte 2010 wurde die Öffentlichkeit über neueste Befunde der frühen Stadtgeschichte, die Geschichte der heutigen Jenaer Vororte und das Projekt eines Lexikons zur Jenaer Stadtgeschichte informiert.
Der Dritte Tag der Stadtgeschichte 2011 beleuchtete die Stadtwerdung und frühe Stadtentwicklung Jenas bis zum Ausgang des Mittelalters und deutete vor diesem Hintergrund die Festwochen der erfundenen Stadtjubiläen von 1936 und 1986 als politische Inszenierungen.
Der Vierte Tag der Stadtgeschichte 2012 widmete sich dem "pädagogischen Jena" und damit der historischen Schul- und Bildungslandschaft unserer Stadt. Der Bogen wurde von Friedrich Schillers Antrittsvorlesung 1789 über die Jenaer Schulgeschichte in der NS-Zeit bis hin zu autobiographischen Lebensberichten aus der DDR gespannt.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und unserem zahlreichen Publikum für das gute Gelingen des Fünften Tags der Stadtgeschichte, der am 30.11.2013 im Volksbad Jena zum Thema "Jena im Film" stattgefunden hat. Das Programm und eine Übersicht der gezeigten Filme können Sie den Dateien unter "Downloads" entnehmen.
Im Jahr 2014 stand der Sechste Tag der Stadtgeschichte nach 2009 erneut im Zeichen der Erinnerung an die friedliche Revolution in unserer Stadt. Gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus unserer Partnerstadt Erlangen haben wir an die Anfänge der Städtepartnerschaft und die Ereignisse des Herbstes 1989 erinnert. Darüber hinaus luden Geschichtsvereine, Aufarbeitungsinitiativen und junge Wissenschaftler aus Jena zu historischen Stadtrundgängen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten ein. An ausgewählten Orten in der Innenstadt wurde auf den Kriegsausbruch 1914, die nationalsozialistische Herrschaft und den Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 sowie die Großdemonstrationen und Kontroversen vom Herbst 1989 Bezug genommen.
Der Siebte Tag der Stadtgeschichte 2016 diskutierte das Thema "200 Jahre Eichplatz und Schwarz-Rot-Gold". Im Mittelpunkt des Interesses stand ein multimedialer "Rundgang" durch das historische Altstadtquartier zwischen Johannis- und Leutrastraße. Mit Hilfe alter Stadtansichten, Fotos und Karten, von Filmausschnitten und Zeitzeugen wurde ein aus dem Stadtbild verschwundener Symbolort erinnert, der immer einen festen Platz im kulturellen Gedächtnis der Stadt behalten wird.
Der Achte Tag der Stadtgeschichte 2018 reihte sich in ein vielfältiges Programmangebot zivilgesellschaftlicher und städtischer Akteure aus Jena und befreundeter Städte in Europa ein. Das Wochenende um den 9. November stand unter dem Motto "Von Feinden zu Freunden. Ein europäisches Erinnerungsmosaik". Der Stadtgeschichtstag erinnerte aus lokaler Perspektive an die Bombenangriffe mit Zeppelin-Luftschiffen auf London während des Ersten Weltkriegs, an die Niederlage des Deutschen Kaiserreichs und den Abschluss des Waffenstillstandsvertrages wenige Tage nach Ausbruch der Revolution in Kiel. Nach einer Einführung in die Geschichte des Blinker-Denkmals auf dem Landgrafenberg beleuchteten fünf Gesprächspartner in einer Podiumsdiskussion aus unterschiedlichen Blickwinkeln den bisherigen und zukünftigen Umgang mit diesem historischen Erbe.
Der Neunte Tag der Stadtgeschichte wurde am 26. Oktober 2019 von JenaKultur in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Archiv für Zeitgeschichte "Matthias Domaschk" durchgeführt. Zeitzeug:innen gestalteten zwei Podiumsgespräche, in denen zunächst die tiefe Gesellschaftskrise vom Herbst 1989 mit Blick auf die Bereiche Ökologie, Gesundheitswesen und Menschenrechte diskutiert wurde. Anschließend erinnerten sich Mitgründer:innen der Jenaer Ortsgruppen des Neuen Forum, Demokratischen Aufbruchs und der Bewegung Demokratie Jetzt an ihre frühen Konflikte mit dem überlebten, aber noch mächtigen Regime.
Der Jenaer Schauspieler Martin Bertram stellte auf packende Weise fiktive "Gedanken und Briefe aus dem Jahr 1989" vor. Es handelte sich um ausgewählte Teile des Theaterstücks "Wie viel mensch…?" von Mathias Wienecke, der auch Fragen aus dem Publikum beantwortete. Eine Führung zu den Orten der Demokratiebewegung in Jena schloss den Tag der Stadtgeschichte 2019 ab.
Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte hat Audiomitschnitte der Veranstaltung produziert und für Sie zum Nachhören bereit gestellt: Zu den Mitschnitten.
JenaKultur führte am 24. Oktober 2020 in Kooperation mit JenaTV den Tag der Stadtgeschichte durch. Die Veranstaltung fand im Plenarsaal des Jenaer Rathauses statt.
Anlässlich des Zehnten Tages der Stadtgeschichte blickte der Werkleiter von JenaKultur, Jonas Zipf, eingangs auf die vorangegangenen Stadtgeschichtstage zurück. Diese Veranstaltungsreihe setzte 2009 ein und war seither einem beständigen Wandel unterworfen. Nunmehr würde sie das vielgestaltige Angebot von JenaKultur auf eigene Weise ergänzen. Der Militärhistoriker Jürgen Möller präsentierte in seinem kenntnisreichen Vortrag über die Besetzung Jenas durch Truppen der US Army Fotodateien und Kartenmaterial aus den USA. Ein seltenes Filmdokument rundete seinen Beitrag ab. Der kurze Ausschnitt war von amerikanischen Kampfeinheiten aufgenommen worden und zeigte, wie Soldaten Pontons für eine Behelfsbrücke über die Saale bei Kunitz verlegten.
In der zweiten Gesprächsrunde stand das monumentale Historiengemälde von Siegfried Winderlich im Mittelpunkt des Interesses, das seit 1968 im Plenarsaal hängt und damit allen Anwesenden vor Augen stand. Zwei Referate führten in den kulturhistorischen Hintergrund dieses Bildwerkes ein, das den Titel trägt: "Der Beschluß der Wiedereröffnung der Friedrich-Schiller-Universität Jena". Die Alma mater Jenensis konnte am 15. Oktober 1945 als erste Universität in der sowjetischen Besatzungszone eröffnet werden. Zur Debatte stand u. a., welchen nachweisbaren Anteil daran auch dem späteren SED- und DDR-Staatschef Walter Ulbricht zukam.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Zahl der Gäste drastisch beschränkt werden. Alle Teilnehmer waren verpflichtet, während der Dauer dieser Veranstaltung eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Die beiden Diskussionsrunden konnten per Live Stream auf der Website von JenaKultur mitverfolgt werden. Einen Tag später sendete JenaTV eine Aufzeichnung im Regionalfernsehen:
Aufgrund des akut zugespitzten Pandemiegeschehens musste der 11. Tag der Stadtgeschichte zum Thema "Eine Zeitreise durch die Fest- und Feierkulturen der Stadt" vom Veranstalter JenaKultur im November kurzfristig abgesagt werden. Der Jenaer Verein für Stadt- und Universitätsgeschichte e. V. hatte sich maßgeblich an der Vorbereitung dieser Veranstaltung beteiligt und hofft noch, im Jahr 2022 der Öffentlichkeit bestimmte Aspekte seiner aufwändigen Recherchen zur Geschichte und Gegenwart des Friedensberges vorstellen zu können. Das trifft insbesondere auf die Ergebnisse einer Befragung unter Anwohner:innen des Friedensberges und dem Personal von sechs benachbarten Kindertagesstätten zu, die von Dr. habil. Bernd Martens konzipiert und durchgeführt wurde. Mehr zu der Befragung lesen Sie in einem Gastbeitrag von Dr. Martens auf unserem JenaKultur-Blog.